Dienstag, 29. September 2009

PeruBlog am 27. und 28. 9. 2009





Peru – 14. und 15. Tag

Auf dem Weg nach Arequipa halten wir zunächst in Sillustani. Die dortigen Grabtürme sind unser Ziel. Allerdings werden wir nach unserer Ankunft zunächst auf eine Bäuerin aufmerksam, die eine gemischte Lama-Schafherde im Schatten der Grabtürme zur Weide führt. Bald hat sie uns mit den Kameras bemerkt und macht mehr als deutlich darauf aufmerksam, dass Fotografieren von Menschen in Peru selten kostenlos ist. Für 2 Soles dürfen wir dann aber auch sie und ihre Herde ausführlich knipsen. Darüber hinaus zeigt sie uns auch noch, wie sie mit ihrer Steinschleuder die Herde zusammenhält. Sie ist recht treffsicher mit der Schleuder und bei der großen Herde kann sie nicht überall hinterherlaufen. Dann landet schon al ein Steinchen am Allerwertesten eines Lamas, damit es wieder auf den richtigen Weg gelenkt wird.

Den Rest des Weges nach Arequipa legen wir wiedereinmal in Höhen von weit über 4.000m zurück. An mehreren Lagunen können wir Flamingos bestaunen. Selbst die große Höhe und die dünne Luft macht ihnen nichts aus. Starten und landen sehen wir sie dafür kaum. Das kostet vermutlich viel mehr Kraft als in geringerer Höhe.

An einer kleinen Raststation machen wir Halt, um uns mit Wasser, Cola und Keksen einzudecken. In der Bretter- und Blechbude scheint niemand zu sein. Heike dreht bereits ab und vermutet die Betreiberin des Kiosks irgendwo in der Nähe, als sich doch etwas hinterm Tresen bewegt. Verschlafen schaut uns ein etwa 12 jähriger Junge an. Mit gleich zwei Gringos wird er nicht fertig, auch nicht mit Hilfe seiner etwa 6 jährigen Schwester, deshalb ruft er aufgeregt nach der Mama. Wir werden mit Brötchen, Keksen und Wasser versorgt. Bei der Reyna Kola macht mich die frau darauf aufmerksam, dass es sich um Pfandflaschen handelt. Wir müssen sie also gleich vor Ort trinken. Die Kinder winken uns nach. In der Dorfschule werden wir morgen das Tagesgespräch sein. Leider verpassen wir die Abfahrt zum Colca-Canyon. Wir werden also direkt nach Arequipa fahren müssen.


Schon in den Vororten bemerken wir, dass etwas nicht stimmt oder zumindest anders ist. Die Straßen sind besser und breiter und sauberer. Der Eindruck verstärkt sich

in der historischen Innenstadt noch mehr. Es fehlen die wuseligen Dreirad-Taxis und man ist wegen der breiten Straßen nicht ständig mit anderen Verkehrsteilnehmern auf Tuchfühlung. Schnell finden wir das Hotel mit eigenem Parkplatz. Einen öffentlichen Parkplatz hätten wir nie gefunden, denn erst bei der abendlichen Exkursion durch die Innenstadt bemerken wir, dass die öffentlichen Garagen in Arequipa 'Playa' also Strand heißen. Das Hotel ist einem vierhundert Jahre altem Gebä

ude untergebracht. Uns umgeben meterdicke Mauern, was auch wichtig ist, da aufgrund zweier aktiver Vulkane in der Umgebung täglich bis zu dreißig Erdstöße gemessen werden. Allerdings so feine Erdstöße, dass wir sie nicht bemerken.

So richtig glauben wir nicht, dass wir noch in Peru sind. In Arequipa ist alles anders. Man sieht viel modern gekleidete Menschen; alles wirkt großzügig und sauber. Die Polizistendichte ist noch größer als in Cusco. Zum Abendessen suchen wir uns ein Lokal über den Arkaden an der Plaza de Armas. Von hier aus haben wir einen guten Überblick über das abendliche Verkehrsgewühl.

Auch am nächsten Morgen stoßen wir auf Ungewohntes. Wir sind um 8.15h unterwegs und wollen noch schnell Wäsche in die Reinigung bringen. Pustekuchen! In Arequi

pa hat kaum ein Geschäft vor 9.00h oder 9.30h geöffnet. Hier hat alles seine Ordnung. Es sind kaum 200m Fußweg bis zur Verkaufsausstellung eines der führenden Häuser für Alpakatextilien. In Mundo Alpaka führt uns eine junge Angestellte herum, erläutert uns die Unterschiede zwischen den diversen Kleinkamelsorten und zeigt uns dann den Produktionsprozess anhand älterer Maschinen aus den 30er und 40er Jahren. Selbst Lamas und Alpakas in einem kleinen Gehege dürfen wir bestaunen und – viel wichtiger – anfassen. Das ist schon sehr beeindruckend und wir suchen uns ein paar Sachen aus – deutlich hochpreisiger als auf der Straße, aber auch deutlich besser. Einen Vikuñaschal für umgerechnet fast 500 Euro dürfen wir einmal anfassen. Das ist ungefähr das, was herauskommt, wenn man die besten Eigenschaften von Mohair, Kaschmir und Angora zusammenstellt.

Anschließend besichtigen wir das Kloster Sta. Catalina. Hier haben mehrere hundert Jahre lang, reiche spanische Familien ihre zweitgeborene Tochter abgelegt. Für eine teure Mitgift wurden die Mädchen im Alter von 13 Jahren als Novizinnen aufgenommen und haben dann ihr Leben in einem goldenen Käfig verbracht. Alles ziemlich pervers. Aber die katholische Kirche hat ja bis heute ein dramatisch gestörtes Verhältnis zu Frauen.


Wir machen uns auf zum Markt. Kein touristisches Highlight, aber das Stahldach hat Gustave Eiffel konstruiert. Und dann folgt noch die Casa Moral. Ein Haus aus der Kolonialzeit, das weitestgehend erhalten ist. Das ist zum einen dem früheren Besitzer, einem britischen Konsul und zum zweiten den diversen peruanischen Banken, denen das Gebäude heute gehört, zu verdanken. Besonders gefällt mir, dass der Konsul als Nicht-Katholik, verschiedene sakrale Einrichtungen einem neuen, deutlich sinnvollerem Zweck zugeführt hat. Aus einer Nische, in der ursprünglich ein Altar stand, so wird uns erläutert, hat er eine Bar gemacht. Sieht gut aus, macht Sinn und findet allgemeine Zustimmung.


Wir setzen unsere Einkaufstour noch fort und beschließen den Abend im höchsten Lokal der Stadt. Auf der Dachterrasse des Plaza Hotels hat man während des Essens eine schöne, stimmungsvolle Aussicht auf das nächtliche Arequipa.

Wir wissen noch nicht so recht, wie es morgen weitergeht. Langsam müssen wir die Zeit gut verplanen, damit wir am Donnerstag wieder in Lima sind.


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