Sonntag, 27. September 2009

PeruBlog am 25. und 26. 09. 2009

Peru – 12. und 13. Tag

Wir haben uns für das Regenwaldabenteuer selbst belohnt. In der Nähe unseres Hotels gibt es ein Restaurant mit dem Namen Manu-Cafe. Der aufmerksame Kellner serviert uns für das Bier geeiste Glaskrüge. Als ich mir ein Dessert bestelle und Heike lediglich einen Kaffee, bringt er trotzdem einen zweiten Teller und ein zweites Besteck, damit Heike probieren kann. Gesättigt und ohne Moskitos im Essen fallen wir müde ins Bett.

Die Abfahrt am nächsten Morgen stellt sich aber deutlich schwieriger dar. Zwar ist unsere Rechnung völlig korrekt, aber man möchte Bargeld. Das habe ich aber am Vorabend im Manu-Cafe gelassen und so muss ich jetzt erst die halbe Avenida de Sol bis zum Geldautomaten hochlaufen, damit ich uns anschließend auslösen kann. Die Straße nach Puno finden wir aber ohne weiteres Suchen. Und die lange Fahrt wird nicht unangenehm, da die Straße ausgesprochen gut präpariert und überraschend wenig Verkehr unterwegs ist.
Wir fahren immerhin zwischen 3.600m und 4.200m über Meeresniveau und beim Überholen muss ich aufpassen. Es bleiben bei der dünnen Luft nicht viele PS übrig. Der Wagen beschleunigt nur noch mäßig. Ansonsten passiert auf der langen Strecke über den Altiplano nicht viel. Wir sehen Lamas und Kühe, manchmal Pferde und Esel. Die Bahnstrecke, die weitestgehend parallel zur Straßen verläuft, ist ein guter Wegweiser und wir sehen einige male sogar den Zug, der von Cusco nach Puno den gleichen Weg hat. Als ich kurz anhalte, damit wir uns mit einigen Flaschen Wasser und Cola versorgen können, offeriert uns eine Frau kleine Brötchen (Panecillos con Queso) in einem Plastikbeutel. Der Spottpreis von einem Sol für sechs Brötchen sagt nichts über deren Qualität aus – sie sind perfekt: Frisch und lecker. Auch unsere angegriffenen Mägen reagieren nicht negativ auf diese leichte Kost.

In Juliaca haben wir erhebliche Probleme, dem Verlauf der S3 zu folgen. Hier laufen soviele Straßen zusammen, dass wir einige Versuche benötigen, um wieder in Richtung Puno zurückzufinden. Puno selbst ist ein Moloch aus Einbahnstraßen. Aber wir haben Cusco gemeistert und auch hier finden wir in einer kleinen Nebenstraße eines der im Reiseführer empfohlenen Hotels mit Garage. Meine Frage nach freien Zimmern und nach der Garage werden ohne Weiteres mit 'Si' beantwortet. Der Zimmerpreis ist akzeptabel, zumal wir hier direkt im Herzen Punos sind. Nach dem Ausladen des Gepäcks, bei dem der Concierge mithilft, fahre ich das Auto in die Garage, die sich als großzügiger Stellplatz für 'ein' Fahrzeug herausstellt. Die Zimmer sind schön und ab 6.00h gibt es Frühstück. Der Concierge macht uns darauf aufmerksam, dass wir auch im Hotel direkt Ausflüge buchen können, man arbeite mit einem guten Reisebüro zusammen. Die Chance nehmen wir wahr. Für fünfzehn Dollar pro Person besuchen wir morgen die Uro-Inseln und Taquile. Auch unsere Wäsche können wir waschen lassen. Nach vier Tagen Dreck und Elend im Regenwald sind wir im Paradies gelandet. Den späten Nachmittag nutzen wir noch, um zu Fuß zum Hafen zu gehen. Zum Fotografieren ist es fast schon zu dunkel aber bei einsetzenden Nieselregen haben wir jetzt eine willkommene Gelegenheit, eines der Dreiradtaxis auszuprobieren. Für fünf Soles (Schweinepreis) bringt es uns erstaunlich flink durch die abendliche Rushhour zur Plaza de Armas.

Unser Paradies hat einen Haken: Am Morgen ist kein warmes Wasser zum Duschen da. Wir quälen uns durch eine Katzenwäsche, haben ausreichend Zeit, im Comedor ein kleines Frühstück zu uns zu nehmen und werden (wieder einmal überraschend pünktlich) um 6.40h im Hotel zu unserer Tour abgeholt. Die Organisation ist fast schon preußisch. Nach und nach werden Adressen abgefahren und der moderne Kleinbus füllt sich. Am Hafen angekommen, nimmt uns ein Reiseführer in Empfang. Innerhalb von Minuten sind wir auf dem Boot und haben abgelegt. Ab jetzt gibt es alle Empfehlungen und Erklärungen in Spanisch und Englisch und das recht profunde. Nachdem wir einiges über den Titikaka-See erfahren haben, sind wir bereits nach wenigen Minuten auf den schwimmenden Uros-Inseln. Es ist nicht so dramatisch schlimm wie in den Reiseführern dargestellt, zwar ist überall ein bisschen Show dabei, aber die zumindest professionell. Warum die Reetgrasinseln überhaupt schwimmen und welchen Beschränkungen sich daraus ergeben wird an anschaulichen Beispielen erläutert. Fast so wie im Schulfernsehen. Selbstverständlich müssen wir dann noch ein paar Artesanias einkaufen, dann geht es weiter nach Taquile. Allerdings zunächst nicht auf unserem Boot. Für zehn Soles pro Person müssen/dürfen wir ein Schilfboot der Uros besteigen. Der Kapitän schippert uns zur gegenüberliegenden Insel und erst da geht es wieder auf Motorboot und weiter nach Taquile.
Die mehr als zweistündige Fahrt ist ausgesprochen langweilig. Erst gegen Ende wird es interessant, als unser Boot, die weite Punobucht verlässt und wir endlich die ganze Größe des Titikakasees erahnen können. Fünfzehnmal so groß wie der Bodensee, annähernd 300m tief, auf 3850m über Meeresniveau und arschkalt. Der See hat mehrere Zuflüsse aber keinen Abfluss. Der Seespiegel verändert sich um mehr als einen Meter mit der Regenhäufigkeit und -menge.

Waren die Urosinseln eine positive Überraschung, ist Taquile eher eine Enttäuschung. Wir müssen über 200 Höhenmeter überwinden, um ins Dorf zu kommen. Es gibt einige Erläuterungen zur Tradition und zur Kleidung, aber das ist offensichtlich als 'fake'. Ganz offensichtlich. Den Terrassenfeldern sieht man an, dass sie seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet wurden. Es ist vermutlich viel einfacher, den Touristen etwas zu verkaufen und dabei den Schein der Ursprünglichkeit und Authentizität zu wahren. Das obligatorische Mittagessen machen wir nicht mit. Diesmal muss ein Snickers (US-Import) und ein Wasser genügen. Es geht dann sowieso bald zurück zum Schiff und dann wieder 2,5h zurück nach Puno.

Das Essen holen wir dann in einem piekfeinem Restaurant nach, das wiederum einen super aufmerksamen Kellner und dezente Begleitmusik aufweist. Heike bekommt einen Salat mit 'Black Cheese'. Wir stellen fest, dass es sich um ordinären Frischkäse handelt, der allerdings in hirseähnlichen, schwarzen Samen gewälzt wurde. Mit der Erklärung des Kellner, um was es sich da handelt, können wir wenig anfangen. Ich bestelle mir eine Kartoffelsuppe aus eine andinen Hochgebirgskartoffel (sehr lecker) und als Hauptgang eine Platte mit eine Fleischspezialität vom Altiplano – vermutlich Alpaka, aber das steht nicht ausdrücklich auf der Karte. Wieder einmal satt und wieder einmal rechtschaffen müde. Morgen geht es weiter nach Arequipa. Hoffentlich gibt es diesmal warmes Wasser.

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