Samstag, 19. September 2009

PeruBlog am 16.09.09

Peru - 3. Tag

Diesmal muss ich den einschlägigen Reiseführern recht geben. Nichts ist ereignisloser und uninteressanter als die Strecke von Ica nach Nazca. Wir sind weiter auf der Panamericana unterwegs und wollen uns in den kommenden Tagen Cusco nähern. Dazu muss man den küstennahen Wüstenstreifen durchqueren. Eine grandiose Landschaft – wenn man auf so etwas steht. Aber selbst diese Einöde hält zum Beispiel Fahrradfahrer nicht ab, hier zu trainieren. Wir passieren zwei Sportler. Äußerst verwundert bin ich über zahlreiche Schilder, die am Straßenrand verkünden, dass die Wüste jemanden gehört (Propriedad Privada). Wer kommt auf die Idee, solche Schilder aufzustellen und was dürfen hier Leute nicht? Sand entnehmen, eine McDonalds-Filiale eröffnen, nach Gold schürfen? Keiner weiß es genau und auch diese Frage bleibt unbeantwortet.

Selbstverständlich schauen wir uns bei Nazca die Geoglyphen an. Mittlerweile UNESCO-Kulturerbe und selbst vom Aussichtsturm recht eindrucksvoll. Den Rundflug sparen wir uns. Wir fürchten Nepp. Aber das Geschäft scheint gut zu gehen, denn es kreisen ständig zwei Privatflieger in der Luft. Vor 35 bis 40 Jahren stand der Schweizer Schriftsteller Erich von Däniken hier und hat anschließend der Welt nahe gebracht, dass an diesem Ort Raumschiffe gelandet sein sollen. Klar, in der letzten Ecke von Peru. Die Gegend bietet sich ja faktisch an. Das Inkareich war ja auch bereits eine Hochkultur, als in Europa die Leute noch mit Keulen aufeinander losgegangen sind und vor den Fensterlöchern Säcke hingen. Dass die Raumschiffbesatzungen leider vergessen hatten, den Inkas eine Schriftsprache und etwas Papierähnliches dazulassen, hat damals niemand hinterfragt. Aber ohne Papier muss man halt 20 Meter große Figuren in den Wüstenboden ritzen. In der Goldgräberstimmung der 70er (alles geht, Hauptsache es ist grellbunt und aus Plastik) konnte man den Leuten noch so einen Schwachsinn verkaufen und war jahrelang im Gespräch.

Nach Nazca biegen wir ab und fahren Richtung Nordosten weiter. Jetzt geht es bergauf und zwar in endlosen Serpentinen. Die riesige Düne bei Nazca (um die 1.000m hoch) bleibt uns noch lange im Blickfeld während wir Höhenzug um Höhenzug erklimmen. Die Straße wird grottenschlecht und der gefahrene Durchschnitt sinkt. Wir erreichen nach Stunden dennoch das Reservat, in denen seit mehreren Jahrzehnten die Vikuñas nachgezüchtet werden. Als wir das erste Rudel entdecken, steigen wir zum fotografieren aus. Au weia. Nachdem ich mich aus dem Auto gewuchtet und die Fototasche um den Hals gehängt habe, muss ich tief durchschnaufen. Die ersten Schritte sind unsicher. Wir sind auf 4.000 m Höhe. Die Luft wird dünner. Mittlerweile bekommen wir auch ein Gefühl für die Entfernungen. Eigentlich kommen wir viel zu langsam voran. Die Straßen durch die Berge ziehen sich lang hin und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei maximalen 80 Stundenkilometern, die ich allerdings selten erreiche. Die Straßen sind zu schlecht, die Kurven zu eng und manchmal die LKW zu breit.

In Poquio verfahren wir uns vollends, die Straßen der gesamten Stadt sind aufgerissen. Ein heftig gestikulierender junger Mann findet meine Aufmerksamkeit. Aber er hat uns als Touristen auf den Weg nach Cusco erkannt und möchte in seine pequeña poblacion mitgenommen werden. Er sitzt 60km ruhig auf den Rücksitz und sagt nicht viel. Als wir ihn bei ein paar Hütten absetzen nestelt er in seinen Taschen herum und zieht ein paaar Münzen heraus. Er will mich offensichtlich für meine Fahrdienste entlohnen. Dankend lehne ich ab und wir machen uns wieder auf.

Der zweite Teil der Strecke ist besser ausgebaut, aber es wird dennoch dunkel, während wir uns Chalhuanca nähern. Hoppla! Eine schwarze Kuh auf schwarzer Straße bei nächtlich schwarzen Himmel – gerade nochmal gutgegangen. Zimmer sind heute offensichtlich knapp. Erst beim dritten Hotel werden wir fündig, der abgesperrte Parkplatz ist drei Straßen weiter. Aber alle sind sehr nett. Wir essen in einer kleinen Kneipe und diesmal reicht das Spanisch, um für Heike irgendetwas Fleischloses zu bestellen. Ich bekomme einen halben Hahn (nicht die Kölner Version, sondern wirklich ein halbes Hähnchen). Mit der Riesenportion Pommes (Papas frittas) und einem Salat zu viel. Selbst für mich. Der Flügel bleibt übrig. In der Kneipe gibt es nur Softdrinks. Wir bleiben bei der bewährten Coca Cola. Die legendäre Inka Kola hatte ich bereits in Lima probiert. Toll, daher hat der Österreicher sein Rezept für Red Bull. Genauso schmeckt sie nämlich. Den Peruanern geklaut und jetzt so reich, dass er sich als Hobby zwei Formel-1-Rennställe leisten kann. Immerhin sind wir satt und haben ein Dach über den Kopf. Mit Bad über den Flur. Die Klospülung ging vorhin, das Wasser in Waschbecken und Dusche nicht. Hoffentlich aber morgen früh.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen