Samstag, 19. September 2009

PeruBlog am 17.09.09

Peru – 4. Tag

Die Nachtruhe, die eh keine war, findet gegen 4.30h oder noch früher ein jähes Ende. Im Haus setzt geschäftiger Betrieb ein. Im Oberlicht über unserer Tür fehlt die Scheibe. Das lässt nur unwesentlich mehr Licht aber deutlich mehr Lärm hinein. Irgendwann im Viertelschlaf höre ich die satten Bässe und kraftvollen Riffs von 'Hotel California'. Da also sind wir gelandet (On a dark desert highway, cool wind in my hair....). Wir sind offensichtlich über einer Garküche oder so etwas ähnlichem untergebracht. Der Lärm macht Schlafen unmöglich. Gegen 6.15h stehen wir auf. Das fällt und bei ständig zurücksetzenden Bussen unter unserem Fenster auch eher leicht. Mal sehen, wie wir an unser Auto kommen.

In Abancay, das wir nach eineinhalb Stunden erreichen, wollen wir einen Bankautomaten finden und frühstücken. Der Bankautomat ist kaputt aber wir finden eine ganz kleine Frühstückskneipe. Leider ist man auf Gäste nicht eingestellt. Die Tochter des Hauses verschwindet um die Ecke und kommt zwei Minuten später mit 4 Brötchen zurück. Cafe con leche gibt es auch nicht. Nur Cafe solo. Das sieht dann so aus, das uns zwei Tassen mit heißem Wasser vorgesetzt werden und ein Tütchen löslicher Kaffe. Mahlzeit.

Nachdem wir halbwegs gesättigt Abancay verlassen haben, besuchen wir eine alte Inka-Kultstätte nahe Saywite. Wir müssen nur einige hundert Meter neben der Hauptstraße fahren und stehen mitten in dem über 18 ha großen Gelände. Ein offensichtlich Offizieller kommt und gibt uns die Eintrittskarten. Da keine weiteren Besucher da sind und auch wohl keine erwartet werden, übernimmt er kurzerhand die Führung (nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dieser Service nicht im Eintrittsgeld enthalten ist). Aber er gibt sich Mühe, sein Spanisch für uns Gringos verständlich zu machen. Als wir die Kultstätte abgehen, biete er uns noch einen Spezialservice an: Wir müssen in dem stark profiliertem Gelände nur runtergehen, er fährt das Auto hinterher und erspart uns so den Aufstieg zurück. Bei über 3.500m Höhe ein willkommener Service.

Anschließend nähern wir uns unaufhaltsam Cusco. Wir erreichen die alte Inkahauptstadt durch ein grünes, breites Tal in dem ganz offensichtlich intensiv Landwirtschaft betrieben wird. Zwischen den Weiden und Koppeln sind immer wieder Äcker zu sehen, die zum Teil von zahlreichen Menschen in bunter Kleidung abgeerntet oder gepflügt werden. Landmaschinen sehen wir selten; selbst der Pflug wird noch von Pferden gezogen.

Nach der Ankunft in Cusco stellt sich wieder einmal heraus, dass nicht alle Reiseführer abgeschrieben sind. Tatsächlich hat keines der über 300 Hotels einen eigenen Parkplatz. Cusco ist nichts für Selbstfahrer. Auch die Tipps, die wir uns von der Touristinfo im Flughafen haben geben lassen, sind nur von beschränktem Wert. Wir finden aber dann doch bald ein Hotel, dass etwa 100m von einer Parkgarage (in Perú: Cochero) entfernt liegt. Das Hotel ist preisgünstig und in der Garage folge ich den Anweisungen eines etwa 10jährigen Jungen, der hier am Nachmittag das Sagen hat. Bezahlen muss ich erst nach der Ausfahrt und als ich ihm einen Sol Trinkgeld gebe, strahlt er wie ein Inkakönig. Nun können wir auf Entdeckungstour durch das abendliche Cusco gehen, dass sich aber als die vermutete Touristenneppzentrale entpuppt. Die Plaza de Armas erstrahlt mit hunderten von Lampen und Scheinwerfern. Mit etwas weniger Verkehr auf den Straßen wäre es noch schöner. Allerdings wird der Verkehr dann langsam erträglicher, weil offensichtlich alle Touristen in den Hotels und Restaurants verschwinden.

Während wir unter den Arkaden flanieren, quatschen uns ständig die Schlepper der diversen Restaurants an. Sie preisen, die offene Speisekarte in der Hand, ihr jeweiliges Lokal als das schönste (Balkon), billigste (Pisco Sour gratis) oder traditionellste (Live Music from the Andes) an. Ein Lokal gibt es, das kann auf diese Art Marketing verzichten und ist trotzdem rappelvoll. Richtig geraten: McDonalds Cusco füllt sich auch ohne Werbung. Ob die Burger aus Alpaka sind, habe ich nicht erforscht. Wir finden ein schönes Lokal, das eine kleine Palette vegetarischer Speisen für Heike bereithält. Da ich Meerschweinchen (Cuy) bereits aus Ecuador kenne, bestelle ich diesmal Alpaka. Köstlich, auch die Beilage aus Quinoa. Insgesamt bringt mir aber meine Speiseauswahl eine dicken Tadel der militanten Vegetarian Food Front ein, deren Ehrenvorsitzende mir gegenüber sitzt und sich mit vegetarisch gefüllten Ravioli begnügen muss. Mein Nachtisch ist mit einem Cocablatt garniert. Ich probiere es, kann aber überhaupt nicht beurteilen, ob es gegen das Hungergefühl hilft – ich war bereits vorher recht satt.

Für morgen nehmen wir uns eine Alpaka-Einkaufstour vor. Unglücklicherweise hat uns die peruanische Flughafenangestellte in Stuttgart bereits mitgeteilt, dass jeder von uns ein weiteres Gepäckstück von 23 Kg mitnehmen darf. Das sind eine Menge Alpakapullis, auch in meiner Größe. Und außerdem suchen wir ein Reisebüro, dass uns nach Macchu Picchu und in den Regenwald nach Manu bringt.

1 Kommentar:

  1. Ihr Lieben,

    wie schön, jetzt nachlesen zu können, was ihr so treibt, während für uns hier in D. der Alltag weitergeht.

    Hygiene klingt schwierig. Aber gut, dass es immer irgendwas auch für Heike zu essen gibt - man muss sich ja sonst Sorgen machen.

    Antje hat vor Neid bereits geheult - seit 12 Jahren träumt sie vom Machu Picchu (oder wie schreibt man das?), und nun muss sich hilflos nachlesen, dass ihr da seid, wo sie eigentlich hingehört.

    Passt gut auf eich auf!

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