Donnerstag, 1. Oktober 2009

PeruBlog am 29. 9. 2009

Peru – 16. Tag

Ich habe mir den Weg zur Panamericana erklären lassen. Schwer ist das nicht zu finden, aber wir sind eine Weile nicht sicher, ob wir richtig sind. Schilder finden wir nicht. Peru – das Land ohne Wegweiser. Ob wir bis nach Ica fahren, oder ob wir zwischendurch noch einmal rasten, wollen spontan entscheiden. Es hängt letztlich auch damit zusammen, wie schnell wir vorankommen. Die Kilometerangaben auf der Karte, dass haben wir in den letzten zwei Wochen gelernt, sind nur grob zur Planung geeignet. Es ist nämlich nicht dargestellt, wie stark sich eine Straße windet. Und der Straßenzustand bestimmt dann auch noch zu einem Gutteil, die erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeit.

Einige 'zig' Kilometer hinter Arequipa wartet die erste Überraschung auf uns. Auf der exzellenten nagelneuen Straße führt eine Piste rechts ab. Eines der ganz seltenen Schilder weist rechts zur Panamericana und geradeaus nach 'Cerro Verde'. Wir können nicht glauben, dass die ranzige Pistenstraße, die zudem noch gesperrt ist, zur Panamerican führen soll. Hier hat wohl einer an den Schildern gedreht...

Wir fahren geradeaus und landen nach gut einem Kilometer an einem offenen Tor. Einen weiteren Kilometer weiter sehen wir plötzlich einen Schlagmaum, Parlplätze, Gebäude und Männer mit Helmen. Bei Cerro Verde handelt es sich um eine Minengesellschaft. Das erklärt den sehr guten Zustand der neuen Zufahrt. Zur Panamericana müssten wir zwei Kilometer zurück und dort abbiegen, wird uns erklärt.

Also wieder retour. Da unten geht es nicht weiter, soweit wir gesehen haben. Ich sehe uns vor meinem geistigen Auge bereits wieder auf dem Rückweg nach Arequipa. An der Einfahrt zur gesperrten Piste spreche ich Bauarbeiter an und frage nochmals (mit völlig verzweifelter Mine) nach der Panamericana. Hier sei wegen Bauarbeiten gesperrt, sagt man uns. „Hay maquinaria“, es gäbe Straßenbaumaschinen, wird die Sperrung erklärt aber dann folgt: “Passa, passa!“ Mit mulmigen Gefühl durchfahre ich zwei Hütchen und im Schritttempo geht es auf der fast unpassierbaren Piste bergab. Ich muss höllisch aufpassen, dass unser Wagen nicht aufsetzt, ab die ganz großen Löcher lassen sich umfahren. Nach ein paar Minuten sehe ich tatsächlich unter uns Baumaschinen und Menschen und nach der nächsten Kehre stehen wir dann tatsächlich vor der aktiven Baustelle. Zunächst bleibt es beim 'Stehen'. Denn vor uns wird ein LKW von einem Bagger mit Schotter beladen und da ist kein Vorbeikommen. Nach gut einer Viertelstunde ist die Mulde voll und der LKW fährt an. Ein Bauarbeiter winkt uns an dem Bagger vorbei und es geht tatsächlich ein paar hundert Meter weiter. Bis ein weiteres Erdbewegungsgerät sowie ein Vermessungstrupp im Weg stehen. Auch hier warten wir brav, können aber nach einigen Minuten weiterziehen. Und tatsächlich kommen wir nach weiteren etwa drei Kilometer wieder auf die befestigte Straße. Als wir uns umblicken, weist auch diese Straße nach 'Cerro Verde', also offensichtlich zur Mine. Hätten die uns auf der guten Straße durch ihr Gelände fahren lassen, hätten wir uns dieses Abenteuer erspart.

Endlich geht es zügig weiter – mehr oder weniger. Denn dieser Teil der Panamerikana führt an der südlichen Steilküste Perus vorbei. Ähnlich wie im Hochgebirge windet sich die Straße an Buchten vorbei und folgt dem Höhenprofil. Schnell kommen wir nicht voran. Und auf einmal geht gar nichts mehr. Wir treffen auf eine Unfallstelle. Ein LKW-Anhänger ist umgekippt und hat seine Ladung auf die Straße verteilt – Artischocken. Die waren vermutlich für Lima bestimmt. Der Anhänger ist wieder aufgerichtet, mit tatkräftiger Hilfe zahlreicher Fernfahrer, die aus Solidarität ihre Züge stehen lassen und mithelfen. Währenddessen sind mehrere Leute mit dem Aufsammeln der Artischocken beschäftigt. Erfreulicherweise sind wir im letzten Moment der Bergungsaktion angekommen, denn der demolierte Anhänger wird bald angekuppelt und zur Seite gezogen, so dass wir doch recht schnell wieder unterwegs sind. Wir lassen dann auch bald die Steilküste hinter uns und die Straßen wird gerade und ebener.

Mittlerweile ist es aber bereits drei Uhr nachmittags und bis nach Ica sind es noch dreihundert Kilometer. Seit Arequipa wir auf jedem größeren Stein auf das Hotel Puerto Inca hingewiesen und das böte sich jetzt als Zwischenstopp an. An dem riesigen Hinweisschild fahren wir erst einmal vorbei, so schnell taucht es hinter einer Kurve auf. Eine relativ gut präparierte Piste führt zwei Kilometer hinab zur Küste und zum Hotel. Das besteht aus vielen 'Bungalows' sowie einer Rezeption, Bar und Restaurant – alles offen. Die Brandung übertönt alles. Dennoch verstehe ich den Hotelangestellten, der auf uns zuläuft, kaum, dass ich das Auto abgestellt habe. Aktuell sind wir wohl die einzigen Gäste, wenn auch das ganze Objekt den Eindruck macht, als wäre man für mehrere hundert Gäste eingerichtet.

Wir beziehen unser Zimmer und laufen gleich los. Der Name des Hotels 'Puerto Inca' ist Programm, denn gleich hinter der Anlage erstrecken sich die Ruinen einer alten Hafenanlage aus der Inkazeit. Umrisse von zahlreichen Häusern können wir ausmachen und der Boden ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. In diesen Gruften wurden wohl die Waren, die für den Transport ins Hochgebirge vorgesehen waren, kühl gehalten.

Als wir die erste Besichtigungstour hinter uns haben, hält ein Kleinbus und setzt einige Touristen ab. Also sind wir erfreulicherweise nicht die einzigen Gäste heute Nacht.

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