Samstag, 26. Dezember 2009

Immer noch Winter in Südwest


Nach vielen trüben Tagen endlich Sonnenschein. Die Schlichemklamm bietet Gelegenheit für einen schönen Winterspaziergang.

Montag, 21. Dezember 2009

Der Winter hält Einzug in Trichtingen...


.... und unser Pucki ertrinkt im Schnee. Nur die Zipfelkappe schaut noch heraus.
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Sonntag, 4. Oktober 2009

Wer zahlt für so etwas eigentlich GEZ-Gebühren?

Sonntagabend, Weltspiegel im Ersten. Ein Bericht kommt aus der Schweiz. Völlig naive Dorfdeppen, die jahrzehntelang gegen den Gletscher gebetet haben, möchten beim Papst erwirken, jetzt gegen die Gletscherschmelze beten zu dürfen. Das ist einen 10-minütigen Bericht wert. Weil, das erste Gebet hat ja gewirkt. Das Gletscher bereits vor zehn- und hundertausenden von Jahren auch ohne Christumtum und sonstige Religion gewachsen und geschmolzen sind, lässt diese ungebildeten Almöhis sowie den Kommentator der ARD (aus Stuttgart!) völlig kalt.

Das war noch nicht alles. In den USA müssen sich, so der Kommentator, immer mehr Frauen auf der Straße verkaufen. Finanzkrise und so weiter. Aha. Woher haben denn die Männer das Geld zu immer mehr Nutten zu gehen? Trifft die Männer die Finanzkrise nicht? Eine Ehemalige bekehrt jetzt aktive Prostituierte zu guten Evangelikalen und schenkt ihrer Tochter eine Bibel. Beten statt bumsen. Ach, wäre die Welt doch nur so einfach.

Ja, leider verkommt auch das öffentlich-rechtliche immer mehr auf RTL- und Bildzeitungsniveau. Schön blöd, dafür Geld auszugeben.

Samstag, 3. Oktober 2009

Peru Nachlese






Die 11 Stunden Aufenthalt in Atlanta haben wir - zumindest zum Teil - in der World of Coca Cola verbracht. Nicht so großartig wie Hershey, aber immerhin. 64 Getränke des Konzerns zur freien Verkostung, jede Menge Pop-Art, Polar Bear Fotos und die Zapfstelle für Coca Cola, die bereits einmal im Space Shuttle installiert war. Außerdem gibts T-Shirts zu kaufen, die aus PET-Flaschen recycelt werden.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Peru - Fazit und Tipps


Peru – Fazit

Polizisten können, müssen aber nicht zwingend, Arschlöcher sein. Besonders in den touristischen Hochburgen sind sie als Policia Touristica sehr präsent und halten böse Handtaschenräuber in Schach. Unter Umständen geben sie bereitwillig Auskunft.

Ein Urwaldtrip will in Zukunft gut überlegt sein. 20 Stunden Fahrtzeit netto (9 Stunden hin und 11 Stunden zurück) rechtfertigen den großen Aufwand nicht. Die wesentlich teureren Flugangebote nach Boca Manu oder Iquitos wären eventuell die bessere Alternative gewesen. Viel zu sehen gab es nicht - nur die Insekten sind größer.

Peru hungert nicht oder besser: Man muss in Peru nicht hungern. Die Portionen sind unabhängig von Klasse und Qualität des Restaurants üppig. Selbst gute Esser werden von einer Vorspeise durchaus satt. Peruanisches Bier, insbesondere Cuzqueña (blanca oder negra) sind in der Oberklasse anzusiedeln. Der National-Longdrink Pisco Sour Tradicional kann eingefleischte Blaukreuzler zu Alkoholikern machen.

Die touristische Infrastruktur ist gut. Auch ohne Spanischkenntnisse käme man durch, wenn man auf allzu exotische Ziele verzichtet (Lima, Cusco und Arequipa gehen immer auf Englisch). Spanisch hilft meistens enorm. Auch mit spanisch Radebrechen kommt man weiter. In kleineren Museen muss dafür auf englische Erläuterungen verzichten. Die Highlights Perus gibt es dafür auch mit deutschsprachiger Führung. Der Öko-Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen, aber es scheint viele gut ausgebildete und engagierte Führer zu geben.

Die Straßen weisen eine völlig unterschiedliche Qualität auf. Man kann sich auf Angaben nicht zwingend verlassen, da auch ehemals gut ausgebaute Straßen auf einigen Kilometern in eine Piste verwandelt sein können. Dafür sind laufend irgendwelche Bautrupps unterwegs. Es wird auch nachts und sonntags an den Straßen gearbeitet. Toyota Yaris ist für die Überlandfahrt grenzwertig. Insbesondere die Federung kommt rasch an die Grenzen. Außerdem hat Hertz vorgeschrieben, welche Straßen zu benutzen sind. Das GPS hätte 10$ pro Tag gekostet. Das war uns zu teuer, aber in Peru gibt es so gut wie keine Straßenschilder. Selbst die Panamericana muss man in Teilen und an einigen Stellen erahnen. Man lernt, dass zu erspüren. Peru ist riesig und man kommt langsam vorwärts, besonders im Hochgebirge. Die Karten stellen die Serpentinen nicht dar und die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt. 300 Km pro Tag mit dem Auto sind nicht wenig.

Der Titikakasee ist 15 mal so groß wie der Bodensee. Ein Fahrt zur Insel Taquile, die nicht weit von Puno entfernt ist, dauert 2,5 Stunden.

Hotels können äußerst billig sein. Wem eine Etagenklo und kaltes Wasser reicht, muss nicht mehr als 5€ pro Nacht ausgeben. In Hotels und Tankstellen stehen die Logos von VISA und Mastercard eher für eine gewisse internationale Gesinnung. Oft wird auf Barzahlung (Soles oder Dollar) gedrängt (Terminal geht nicht, kein Strom etc.). Wir konnten nicht ausmachen, ob es Faulheit oder Misstrauen in die eigene Währung ist.

Erstaunlicherweise sind die Angaben in den guten Reiseführern korrekt. Die Hotelempfehlungen passen weitestgehend. In zwei von drei Fällen gibt es in den Hotels WLAN (aber nicht in den 5€-Herbergen).

Vieles folkloristisches ist make-up. Zum Beispiel die Uros auf dem Titikakasee. Aber das ist weniger störend, da es teilweise ziemlich professionell ist. Da, wo es nicht make-up ist, ist es schnell Armut und damit auch wiederum nicht Folklore. Fotografieren von Personen oder Lamas kostet meistens 1 bis 2 Soles. Dafür bekommt man wunderschöne Postkartenfotos.

Alle südamerikanischen Kleinkamele (Vicuñas, Guanakos, Alpakas und Lamas) sind schöne Kuscheltiere. Nicht alle wollen angefasst werden. Vicuñas und Guanakos leben wild und sind nicht domestiziert. Um ihre Wolle zu gewinnen müssen sie alle zwei Jahre eingefangen und geschoren werden. Das ist kompliziert und teuer. Textilien aus deren Wolle ist fast unbezahlbar (Schal aus Vikuñawolle um die 500€) aber das Feinste, das zu bekommen ist. Ich möchte keinem Vikuña auf 4.200m hinterherrennen. Das Viech würde gewinnen.

Richtig unhöflich Leute sind selten. Je ärmer die Gegend, desto netter die Leute. Stimmt immer noch – weitestgehend. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, das der eine oder andere verhandelte Preis nach Taxierung des Touristen durch den potentiellen Geschäftspartner 'angepasst' wird. Bei Kleineinkäufen werden Cnetavos auch schon mal auf den nächsthöheren Solesbetrag aufgerundet. Es bleibt jedem selbst überlassen, ob das Anlass für eine Verhandlung ist. Das peruanische Bruttoinlandsprodukt beträgt weniger als 10% des deutschen. Ein oder zwei Sol Trinkgeld sind immer angebracht.

Vor Restaurants oder sonstwo wird man als potenzieller Kunde angequatscht. Das geht einem zunächst auf den Senkel, aber mit einem No, Gracias wird man fast alle wieder los. Es wird wenig gebettelt. Auch kaum von Kindern. Wer zur Schule geht (hoffentlich viele) hat auf dem Lande (im Hochgebirge) unter Umständen einen kilometerlangen Anmarsch (in Schulkleidung) vor sich. Alle Achtung – wir wurden mit dem Bus gebracht.

Der Straßenvekehr ist gemessen an unsere Standards ….unbeschreiblich. Milliarden von asiatischen Dreiradautos, Kleintaxis, Fuhrwerke etc. Alles verstopft die Straße. Hupen gehört dazu – aus welchem nichtigen Anlass auch immer. Verkehrsregeln sind zugunsten spontaner Entscheidungen außer Kraft gesetzt. Die Straßen sind mit allem was fährt bevölkert. Angefangen von Museumsstücken, die in Europa bei Oldtimertreffen zu finden wären, bis zu großen aktuellen Überlandbussen der Premiumhersteller. Die Höchstgeschwindigkeit bestimmt der Straßenzustand, nicht ein Schild oder eine Regel. Obwohl es eine Art TÜV gibt, fährt alles mit oder ohne Bremse, Spiegel oder Radmutter. Insbesondere die Großstädte, allen voran Lima sind ein Moloch. Auf unserer mehrere tausend Kilometer langen Reise haben wir einen einzigen Unfall (zwischen zwei Fahrzeugen) gesehen – offensichtlich ohne Personenschaden. Das ist kaum zu glauben.

Peru strengt an! Viele Tage zwischen 3.000m und mehr als 4.000m Höhe kosten Kondition. Die Kletterei am Machu Picchu und im Urwald, die Stadtbesichtigungen bzw. das Erklettern der zahlreichen Inkaruinen um und in Cusco auf 3.600m sind superanstrengend, auch für körperlich fitte und robuste Menschen. Dazu kommt die intensive Höhenstrahlung. Pausen zwischen den Programmpunkten sind angesagt.

Ulkig: Peruaner telefonieren mit dem Handy wie mit einem Walkie Talkie. Beim Hören halten sie sich das Handy ans Ohr, beim Sprechen vor den Mund. Sieht lustig aus.

Peruaner rauchen nicht. In allen Lokalen besteht Rauchverbot. Erfreulicherweise gibt es keine Lobby der Tabakindustrie, die Politiker vereinnahmt. Was nicht heißen soll, dass hier keine Politiker durch Lobbyisten vereinnahmt werden. Wenn nicht hier – wo dann?


Beim nächsten Mal wird alles (noch) besser.

PeruBlog am 30. 9. 2009




Peru – 17. Tag


Wir haben ein bisschen Angst wegen der Rechnung. Nicht, dass wir sie nicht bezahlen wollen, sondern ob es hier in der Pampa zwischen Nirgendwo und Sonstwo möglich ist, mit der Kreditkarte zu bezahlen. Die letzten Hotels und Tankstellen haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und wollten Barschaft. Offensichtlich dienen die zahlreichen VISA-Schildchen nicht, um auf bargeldlosen Zahlungsverkehr aufmerksam zu machen, sondern lediglich um eine gewisse internationale Ausstrahlung zu gewährleisten. Aber hier klappt es. Wenn auch sehr kompliziert mit einem Telefondialog und dem Eingeben der diversen Kennziffern über die Telefontastatur. Wir machen uns auf den langen Weg nach Ica. Besser, in die nahegelegene Oase Huancachilla, die wir beim ersten Stopp verpasst haben.

Aber erst einmal halten wir in Chauchilla. Dort gibt es ein Gräberfeld aus der prä-Inkazeit. Von der Straße zweigt eine Piste ab, die uns 7 Kilometer in die Pampa leitet. Aber es gibt einen gepflegten Parkplatz, ein Kassenhäuschen und ein Minimuseum. Die verstreuten Mumien wurden in den vergangene Jahren von Archäologen den Gräbern zugeordnet und dort in Positur gebracht. Ja, so muss m,an dass wohl nennen. Ein ziemlich gruseliger Anblick und in dem Museum gibt es die spärlichen Erläuterungen nur auf Spanisch. Schnell weg!

Wir fahren auf der küstennahen Panamericana und erleben unser blaues Wunder. Oder besser gesagt: unser beiges Wunder. Die Panamericana verschwindet fast unter einer dicken Sandschicht. Ablandige Winde haben die Wüste über die Straße gelegt und eine kleine Mannschaft mit einer Raupe versucht, den Kubikmetern Flugsand Herr zu werden. Mehrmals müssen wir entgegenkommenden LKW ausweichen. Aber es herrscht jetzt wieder auflandiger Wind und der bläst alles zurück.


In Ica suchen wir zunächst einen Bankautomaten, um wieder flüssig zu werden. Dann treffen wir zielsicher die Straße nach Huancachilla, die wir aus Lima kommend, verfehlt hatten. Super, nach gut 2 km stehen wir in einer Oase, umgeben von hundert Meter hohen Sanddünen. Das beste Hotel am Platz hat Betten frei und wir machen uns auf den Weg, kaum dass wir die Rucksäcke abgeladen haben. Sofort werden wir wegen eine Dünenbuggyfahrt angesprochen. 120 Soles für 2 Personen inklusive Snowboard. S

uper, unser Fahrzeug verfügt über ein Frontend und Backend von VW, bestückt mit einem

1,8l Toyota Motor. Nicht die schlechteste Kombination. Und jetzt geht es los wie auf der Kirmes. Wir glauben nicht, wie steil Dünen sein können. Heike versucht sich mit dem Snowboard und es geht von Mal zu Mal besser. Ich als Grobmotoriker, darf mich bäuchlings auf ein Snowboard legen und die Dünen gerade herunterrasen. Ein Riesenspaß zum Abschluss der Reise. Neben dem Kick bleibt aber auch Zeit, die Wüstenlandschaft zu erleben. Mehrmals hält der Fahrer an, um uns einen Blick über die Wüstenlandschaft zu gönnen, die tatsächlich unendlich erscheint. In der anderen Richtung schweift unser Blick über Ica zu den schneebedeckten Andengipfeln. So einen Ausblick von den über 100 Meter hohen Dünen über eine Stadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern auf die einsamen Höhen der Anden, die dort um die 5.000 Meter hoch sind gibt es nur hier, in Perú.


Morgen Abend geben wird den Yaris ab, der bislang alles klaglos mitgemacht hat. Es bleibt noch etwas Zeit für Lima. Und um 00.20h am Freitagmorgen geht der Flieger.

PeruBlog am 29. 9. 2009

Peru – 16. Tag

Ich habe mir den Weg zur Panamericana erklären lassen. Schwer ist das nicht zu finden, aber wir sind eine Weile nicht sicher, ob wir richtig sind. Schilder finden wir nicht. Peru – das Land ohne Wegweiser. Ob wir bis nach Ica fahren, oder ob wir zwischendurch noch einmal rasten, wollen spontan entscheiden. Es hängt letztlich auch damit zusammen, wie schnell wir vorankommen. Die Kilometerangaben auf der Karte, dass haben wir in den letzten zwei Wochen gelernt, sind nur grob zur Planung geeignet. Es ist nämlich nicht dargestellt, wie stark sich eine Straße windet. Und der Straßenzustand bestimmt dann auch noch zu einem Gutteil, die erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeit.

Einige 'zig' Kilometer hinter Arequipa wartet die erste Überraschung auf uns. Auf der exzellenten nagelneuen Straße führt eine Piste rechts ab. Eines der ganz seltenen Schilder weist rechts zur Panamericana und geradeaus nach 'Cerro Verde'. Wir können nicht glauben, dass die ranzige Pistenstraße, die zudem noch gesperrt ist, zur Panamerican führen soll. Hier hat wohl einer an den Schildern gedreht...

Wir fahren geradeaus und landen nach gut einem Kilometer an einem offenen Tor. Einen weiteren Kilometer weiter sehen wir plötzlich einen Schlagmaum, Parlplätze, Gebäude und Männer mit Helmen. Bei Cerro Verde handelt es sich um eine Minengesellschaft. Das erklärt den sehr guten Zustand der neuen Zufahrt. Zur Panamericana müssten wir zwei Kilometer zurück und dort abbiegen, wird uns erklärt.

Also wieder retour. Da unten geht es nicht weiter, soweit wir gesehen haben. Ich sehe uns vor meinem geistigen Auge bereits wieder auf dem Rückweg nach Arequipa. An der Einfahrt zur gesperrten Piste spreche ich Bauarbeiter an und frage nochmals (mit völlig verzweifelter Mine) nach der Panamericana. Hier sei wegen Bauarbeiten gesperrt, sagt man uns. „Hay maquinaria“, es gäbe Straßenbaumaschinen, wird die Sperrung erklärt aber dann folgt: “Passa, passa!“ Mit mulmigen Gefühl durchfahre ich zwei Hütchen und im Schritttempo geht es auf der fast unpassierbaren Piste bergab. Ich muss höllisch aufpassen, dass unser Wagen nicht aufsetzt, ab die ganz großen Löcher lassen sich umfahren. Nach ein paar Minuten sehe ich tatsächlich unter uns Baumaschinen und Menschen und nach der nächsten Kehre stehen wir dann tatsächlich vor der aktiven Baustelle. Zunächst bleibt es beim 'Stehen'. Denn vor uns wird ein LKW von einem Bagger mit Schotter beladen und da ist kein Vorbeikommen. Nach gut einer Viertelstunde ist die Mulde voll und der LKW fährt an. Ein Bauarbeiter winkt uns an dem Bagger vorbei und es geht tatsächlich ein paar hundert Meter weiter. Bis ein weiteres Erdbewegungsgerät sowie ein Vermessungstrupp im Weg stehen. Auch hier warten wir brav, können aber nach einigen Minuten weiterziehen. Und tatsächlich kommen wir nach weiteren etwa drei Kilometer wieder auf die befestigte Straße. Als wir uns umblicken, weist auch diese Straße nach 'Cerro Verde', also offensichtlich zur Mine. Hätten die uns auf der guten Straße durch ihr Gelände fahren lassen, hätten wir uns dieses Abenteuer erspart.

Endlich geht es zügig weiter – mehr oder weniger. Denn dieser Teil der Panamerikana führt an der südlichen Steilküste Perus vorbei. Ähnlich wie im Hochgebirge windet sich die Straße an Buchten vorbei und folgt dem Höhenprofil. Schnell kommen wir nicht voran. Und auf einmal geht gar nichts mehr. Wir treffen auf eine Unfallstelle. Ein LKW-Anhänger ist umgekippt und hat seine Ladung auf die Straße verteilt – Artischocken. Die waren vermutlich für Lima bestimmt. Der Anhänger ist wieder aufgerichtet, mit tatkräftiger Hilfe zahlreicher Fernfahrer, die aus Solidarität ihre Züge stehen lassen und mithelfen. Währenddessen sind mehrere Leute mit dem Aufsammeln der Artischocken beschäftigt. Erfreulicherweise sind wir im letzten Moment der Bergungsaktion angekommen, denn der demolierte Anhänger wird bald angekuppelt und zur Seite gezogen, so dass wir doch recht schnell wieder unterwegs sind. Wir lassen dann auch bald die Steilküste hinter uns und die Straßen wird gerade und ebener.

Mittlerweile ist es aber bereits drei Uhr nachmittags und bis nach Ica sind es noch dreihundert Kilometer. Seit Arequipa wir auf jedem größeren Stein auf das Hotel Puerto Inca hingewiesen und das böte sich jetzt als Zwischenstopp an. An dem riesigen Hinweisschild fahren wir erst einmal vorbei, so schnell taucht es hinter einer Kurve auf. Eine relativ gut präparierte Piste führt zwei Kilometer hinab zur Küste und zum Hotel. Das besteht aus vielen 'Bungalows' sowie einer Rezeption, Bar und Restaurant – alles offen. Die Brandung übertönt alles. Dennoch verstehe ich den Hotelangestellten, der auf uns zuläuft, kaum, dass ich das Auto abgestellt habe. Aktuell sind wir wohl die einzigen Gäste, wenn auch das ganze Objekt den Eindruck macht, als wäre man für mehrere hundert Gäste eingerichtet.

Wir beziehen unser Zimmer und laufen gleich los. Der Name des Hotels 'Puerto Inca' ist Programm, denn gleich hinter der Anlage erstrecken sich die Ruinen einer alten Hafenanlage aus der Inkazeit. Umrisse von zahlreichen Häusern können wir ausmachen und der Boden ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. In diesen Gruften wurden wohl die Waren, die für den Transport ins Hochgebirge vorgesehen waren, kühl gehalten.

Als wir die erste Besichtigungstour hinter uns haben, hält ein Kleinbus und setzt einige Touristen ab. Also sind wir erfreulicherweise nicht die einzigen Gäste heute Nacht.

Dienstag, 29. September 2009

PeruBlog am 27. und 28. 9. 2009





Peru – 14. und 15. Tag

Auf dem Weg nach Arequipa halten wir zunächst in Sillustani. Die dortigen Grabtürme sind unser Ziel. Allerdings werden wir nach unserer Ankunft zunächst auf eine Bäuerin aufmerksam, die eine gemischte Lama-Schafherde im Schatten der Grabtürme zur Weide führt. Bald hat sie uns mit den Kameras bemerkt und macht mehr als deutlich darauf aufmerksam, dass Fotografieren von Menschen in Peru selten kostenlos ist. Für 2 Soles dürfen wir dann aber auch sie und ihre Herde ausführlich knipsen. Darüber hinaus zeigt sie uns auch noch, wie sie mit ihrer Steinschleuder die Herde zusammenhält. Sie ist recht treffsicher mit der Schleuder und bei der großen Herde kann sie nicht überall hinterherlaufen. Dann landet schon al ein Steinchen am Allerwertesten eines Lamas, damit es wieder auf den richtigen Weg gelenkt wird.

Den Rest des Weges nach Arequipa legen wir wiedereinmal in Höhen von weit über 4.000m zurück. An mehreren Lagunen können wir Flamingos bestaunen. Selbst die große Höhe und die dünne Luft macht ihnen nichts aus. Starten und landen sehen wir sie dafür kaum. Das kostet vermutlich viel mehr Kraft als in geringerer Höhe.

An einer kleinen Raststation machen wir Halt, um uns mit Wasser, Cola und Keksen einzudecken. In der Bretter- und Blechbude scheint niemand zu sein. Heike dreht bereits ab und vermutet die Betreiberin des Kiosks irgendwo in der Nähe, als sich doch etwas hinterm Tresen bewegt. Verschlafen schaut uns ein etwa 12 jähriger Junge an. Mit gleich zwei Gringos wird er nicht fertig, auch nicht mit Hilfe seiner etwa 6 jährigen Schwester, deshalb ruft er aufgeregt nach der Mama. Wir werden mit Brötchen, Keksen und Wasser versorgt. Bei der Reyna Kola macht mich die frau darauf aufmerksam, dass es sich um Pfandflaschen handelt. Wir müssen sie also gleich vor Ort trinken. Die Kinder winken uns nach. In der Dorfschule werden wir morgen das Tagesgespräch sein. Leider verpassen wir die Abfahrt zum Colca-Canyon. Wir werden also direkt nach Arequipa fahren müssen.


Schon in den Vororten bemerken wir, dass etwas nicht stimmt oder zumindest anders ist. Die Straßen sind besser und breiter und sauberer. Der Eindruck verstärkt sich

in der historischen Innenstadt noch mehr. Es fehlen die wuseligen Dreirad-Taxis und man ist wegen der breiten Straßen nicht ständig mit anderen Verkehrsteilnehmern auf Tuchfühlung. Schnell finden wir das Hotel mit eigenem Parkplatz. Einen öffentlichen Parkplatz hätten wir nie gefunden, denn erst bei der abendlichen Exkursion durch die Innenstadt bemerken wir, dass die öffentlichen Garagen in Arequipa 'Playa' also Strand heißen. Das Hotel ist einem vierhundert Jahre altem Gebä

ude untergebracht. Uns umgeben meterdicke Mauern, was auch wichtig ist, da aufgrund zweier aktiver Vulkane in der Umgebung täglich bis zu dreißig Erdstöße gemessen werden. Allerdings so feine Erdstöße, dass wir sie nicht bemerken.

So richtig glauben wir nicht, dass wir noch in Peru sind. In Arequipa ist alles anders. Man sieht viel modern gekleidete Menschen; alles wirkt großzügig und sauber. Die Polizistendichte ist noch größer als in Cusco. Zum Abendessen suchen wir uns ein Lokal über den Arkaden an der Plaza de Armas. Von hier aus haben wir einen guten Überblick über das abendliche Verkehrsgewühl.

Auch am nächsten Morgen stoßen wir auf Ungewohntes. Wir sind um 8.15h unterwegs und wollen noch schnell Wäsche in die Reinigung bringen. Pustekuchen! In Arequi

pa hat kaum ein Geschäft vor 9.00h oder 9.30h geöffnet. Hier hat alles seine Ordnung. Es sind kaum 200m Fußweg bis zur Verkaufsausstellung eines der führenden Häuser für Alpakatextilien. In Mundo Alpaka führt uns eine junge Angestellte herum, erläutert uns die Unterschiede zwischen den diversen Kleinkamelsorten und zeigt uns dann den Produktionsprozess anhand älterer Maschinen aus den 30er und 40er Jahren. Selbst Lamas und Alpakas in einem kleinen Gehege dürfen wir bestaunen und – viel wichtiger – anfassen. Das ist schon sehr beeindruckend und wir suchen uns ein paar Sachen aus – deutlich hochpreisiger als auf der Straße, aber auch deutlich besser. Einen Vikuñaschal für umgerechnet fast 500 Euro dürfen wir einmal anfassen. Das ist ungefähr das, was herauskommt, wenn man die besten Eigenschaften von Mohair, Kaschmir und Angora zusammenstellt.

Anschließend besichtigen wir das Kloster Sta. Catalina. Hier haben mehrere hundert Jahre lang, reiche spanische Familien ihre zweitgeborene Tochter abgelegt. Für eine teure Mitgift wurden die Mädchen im Alter von 13 Jahren als Novizinnen aufgenommen und haben dann ihr Leben in einem goldenen Käfig verbracht. Alles ziemlich pervers. Aber die katholische Kirche hat ja bis heute ein dramatisch gestörtes Verhältnis zu Frauen.


Wir machen uns auf zum Markt. Kein touristisches Highlight, aber das Stahldach hat Gustave Eiffel konstruiert. Und dann folgt noch die Casa Moral. Ein Haus aus der Kolonialzeit, das weitestgehend erhalten ist. Das ist zum einen dem früheren Besitzer, einem britischen Konsul und zum zweiten den diversen peruanischen Banken, denen das Gebäude heute gehört, zu verdanken. Besonders gefällt mir, dass der Konsul als Nicht-Katholik, verschiedene sakrale Einrichtungen einem neuen, deutlich sinnvollerem Zweck zugeführt hat. Aus einer Nische, in der ursprünglich ein Altar stand, so wird uns erläutert, hat er eine Bar gemacht. Sieht gut aus, macht Sinn und findet allgemeine Zustimmung.


Wir setzen unsere Einkaufstour noch fort und beschließen den Abend im höchsten Lokal der Stadt. Auf der Dachterrasse des Plaza Hotels hat man während des Essens eine schöne, stimmungsvolle Aussicht auf das nächtliche Arequipa.

Wir wissen noch nicht so recht, wie es morgen weitergeht. Langsam müssen wir die Zeit gut verplanen, damit wir am Donnerstag wieder in Lima sind.


Sonntag, 27. September 2009

PeruBlog am 25. und 26. 09. 2009

Peru – 12. und 13. Tag

Wir haben uns für das Regenwaldabenteuer selbst belohnt. In der Nähe unseres Hotels gibt es ein Restaurant mit dem Namen Manu-Cafe. Der aufmerksame Kellner serviert uns für das Bier geeiste Glaskrüge. Als ich mir ein Dessert bestelle und Heike lediglich einen Kaffee, bringt er trotzdem einen zweiten Teller und ein zweites Besteck, damit Heike probieren kann. Gesättigt und ohne Moskitos im Essen fallen wir müde ins Bett.

Die Abfahrt am nächsten Morgen stellt sich aber deutlich schwieriger dar. Zwar ist unsere Rechnung völlig korrekt, aber man möchte Bargeld. Das habe ich aber am Vorabend im Manu-Cafe gelassen und so muss ich jetzt erst die halbe Avenida de Sol bis zum Geldautomaten hochlaufen, damit ich uns anschließend auslösen kann. Die Straße nach Puno finden wir aber ohne weiteres Suchen. Und die lange Fahrt wird nicht unangenehm, da die Straße ausgesprochen gut präpariert und überraschend wenig Verkehr unterwegs ist.
Wir fahren immerhin zwischen 3.600m und 4.200m über Meeresniveau und beim Überholen muss ich aufpassen. Es bleiben bei der dünnen Luft nicht viele PS übrig. Der Wagen beschleunigt nur noch mäßig. Ansonsten passiert auf der langen Strecke über den Altiplano nicht viel. Wir sehen Lamas und Kühe, manchmal Pferde und Esel. Die Bahnstrecke, die weitestgehend parallel zur Straßen verläuft, ist ein guter Wegweiser und wir sehen einige male sogar den Zug, der von Cusco nach Puno den gleichen Weg hat. Als ich kurz anhalte, damit wir uns mit einigen Flaschen Wasser und Cola versorgen können, offeriert uns eine Frau kleine Brötchen (Panecillos con Queso) in einem Plastikbeutel. Der Spottpreis von einem Sol für sechs Brötchen sagt nichts über deren Qualität aus – sie sind perfekt: Frisch und lecker. Auch unsere angegriffenen Mägen reagieren nicht negativ auf diese leichte Kost.

In Juliaca haben wir erhebliche Probleme, dem Verlauf der S3 zu folgen. Hier laufen soviele Straßen zusammen, dass wir einige Versuche benötigen, um wieder in Richtung Puno zurückzufinden. Puno selbst ist ein Moloch aus Einbahnstraßen. Aber wir haben Cusco gemeistert und auch hier finden wir in einer kleinen Nebenstraße eines der im Reiseführer empfohlenen Hotels mit Garage. Meine Frage nach freien Zimmern und nach der Garage werden ohne Weiteres mit 'Si' beantwortet. Der Zimmerpreis ist akzeptabel, zumal wir hier direkt im Herzen Punos sind. Nach dem Ausladen des Gepäcks, bei dem der Concierge mithilft, fahre ich das Auto in die Garage, die sich als großzügiger Stellplatz für 'ein' Fahrzeug herausstellt. Die Zimmer sind schön und ab 6.00h gibt es Frühstück. Der Concierge macht uns darauf aufmerksam, dass wir auch im Hotel direkt Ausflüge buchen können, man arbeite mit einem guten Reisebüro zusammen. Die Chance nehmen wir wahr. Für fünfzehn Dollar pro Person besuchen wir morgen die Uro-Inseln und Taquile. Auch unsere Wäsche können wir waschen lassen. Nach vier Tagen Dreck und Elend im Regenwald sind wir im Paradies gelandet. Den späten Nachmittag nutzen wir noch, um zu Fuß zum Hafen zu gehen. Zum Fotografieren ist es fast schon zu dunkel aber bei einsetzenden Nieselregen haben wir jetzt eine willkommene Gelegenheit, eines der Dreiradtaxis auszuprobieren. Für fünf Soles (Schweinepreis) bringt es uns erstaunlich flink durch die abendliche Rushhour zur Plaza de Armas.

Unser Paradies hat einen Haken: Am Morgen ist kein warmes Wasser zum Duschen da. Wir quälen uns durch eine Katzenwäsche, haben ausreichend Zeit, im Comedor ein kleines Frühstück zu uns zu nehmen und werden (wieder einmal überraschend pünktlich) um 6.40h im Hotel zu unserer Tour abgeholt. Die Organisation ist fast schon preußisch. Nach und nach werden Adressen abgefahren und der moderne Kleinbus füllt sich. Am Hafen angekommen, nimmt uns ein Reiseführer in Empfang. Innerhalb von Minuten sind wir auf dem Boot und haben abgelegt. Ab jetzt gibt es alle Empfehlungen und Erklärungen in Spanisch und Englisch und das recht profunde. Nachdem wir einiges über den Titikaka-See erfahren haben, sind wir bereits nach wenigen Minuten auf den schwimmenden Uros-Inseln. Es ist nicht so dramatisch schlimm wie in den Reiseführern dargestellt, zwar ist überall ein bisschen Show dabei, aber die zumindest professionell. Warum die Reetgrasinseln überhaupt schwimmen und welchen Beschränkungen sich daraus ergeben wird an anschaulichen Beispielen erläutert. Fast so wie im Schulfernsehen. Selbstverständlich müssen wir dann noch ein paar Artesanias einkaufen, dann geht es weiter nach Taquile. Allerdings zunächst nicht auf unserem Boot. Für zehn Soles pro Person müssen/dürfen wir ein Schilfboot der Uros besteigen. Der Kapitän schippert uns zur gegenüberliegenden Insel und erst da geht es wieder auf Motorboot und weiter nach Taquile.
Die mehr als zweistündige Fahrt ist ausgesprochen langweilig. Erst gegen Ende wird es interessant, als unser Boot, die weite Punobucht verlässt und wir endlich die ganze Größe des Titikakasees erahnen können. Fünfzehnmal so groß wie der Bodensee, annähernd 300m tief, auf 3850m über Meeresniveau und arschkalt. Der See hat mehrere Zuflüsse aber keinen Abfluss. Der Seespiegel verändert sich um mehr als einen Meter mit der Regenhäufigkeit und -menge.

Waren die Urosinseln eine positive Überraschung, ist Taquile eher eine Enttäuschung. Wir müssen über 200 Höhenmeter überwinden, um ins Dorf zu kommen. Es gibt einige Erläuterungen zur Tradition und zur Kleidung, aber das ist offensichtlich als 'fake'. Ganz offensichtlich. Den Terrassenfeldern sieht man an, dass sie seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet wurden. Es ist vermutlich viel einfacher, den Touristen etwas zu verkaufen und dabei den Schein der Ursprünglichkeit und Authentizität zu wahren. Das obligatorische Mittagessen machen wir nicht mit. Diesmal muss ein Snickers (US-Import) und ein Wasser genügen. Es geht dann sowieso bald zurück zum Schiff und dann wieder 2,5h zurück nach Puno.

Das Essen holen wir dann in einem piekfeinem Restaurant nach, das wiederum einen super aufmerksamen Kellner und dezente Begleitmusik aufweist. Heike bekommt einen Salat mit 'Black Cheese'. Wir stellen fest, dass es sich um ordinären Frischkäse handelt, der allerdings in hirseähnlichen, schwarzen Samen gewälzt wurde. Mit der Erklärung des Kellner, um was es sich da handelt, können wir wenig anfangen. Ich bestelle mir eine Kartoffelsuppe aus eine andinen Hochgebirgskartoffel (sehr lecker) und als Hauptgang eine Platte mit eine Fleischspezialität vom Altiplano – vermutlich Alpaka, aber das steht nicht ausdrücklich auf der Karte. Wieder einmal satt und wieder einmal rechtschaffen müde. Morgen geht es weiter nach Arequipa. Hoffentlich gibt es diesmal warmes Wasser.

Freitag, 25. September 2009

PeruBlog nebenbei 1






Los Niños de los Incas


Wir sitzen auf einer Plaza in Cusco und machen Fotos von Schulkindern. Erst nach einer Weile fällt uns auf, dass alle Kinder irgendetwas zu Essen in der Hand haben. Nach kurzer Recherche haben wir des Rätsels Lösung gefunden: Im Eingang eines Juweliergeschäftes sitzt eine alte Frau, offensichtlich die Besitzerin. Davor stehen die Schulkinder in ihren Uniformen in einer langen Schlange. Wenn jemand dran ist, muss er oder sie den rechten Zeigefinger auf einem Stempelkissen färben, dass eine Angestellte bereithält und bekommt dann eine Süßigkeit überreicht. Offensichtlich als Belohnung für den Schulbesuch. In einem Entwicklungsland eine nicht zu unterschätzende Geste.


Jetzt erklärt sich auch, warum einige Jungs am Brunnen hinter uns wie verrückt an ihren Fingern reiben und die Hände waschen. Obwohl alle Jungs in einem Alter sind, in dem sich Jungs aus Prinzip nicht waschen.



PeruBlog nebenbei 2

Ein kurzer Abriss zur Geschichte Perus und Südamerikas im Allgemeinen


Zunächst gab es viele indigene Gruppen, die das ganze Land bevölkerten. Zu deren kulturellem Erbe gibt es zahlreiche Funde, die in den peruanischen Museen aber auch anderenorts bestaunt werden können.


Dann kamen die Inkas und haben den halben Kontinent erobert. Die diversen Ethnien wurden kurzerhand ausgelöscht oder unterworfen und die Inkas hielten Peru für einen riesigen Selbstbedienungsladen ohne Kasse.


Dann kamen die spanischen Eroberer. Mit aktiver Mithilfe der katholischen Kirche haben sie die Inkas ausgerottet, missioniert und die indigenen Wurzeln nachhaltig ausgelöscht. Für sie war Peru ein riesiger Selbstbedienungsladen ohne Kasse.


Dann kam die peruanische Oberschicht und hat gegen Spanien revoltiert, mit aktiver Hilfe der katholischen Kirche. Sie haben sich in mehreren Kriegen und Bürgerkriegen durchgesetzt und den Kontinent mit den Ländern Peru, Kolumbien, Equador und so weiter als riesigen Selbstbedienungsladen benutzt. Es gab bereits vorher keine Kasse.


Seitdem lösen sich faschistische und halbwegs demokratische Regierungen ab. Meistens mit aktiver Hilfe der katholischen Kirche. Nach wie vor ist alles ein großer Selbstbedienungsladen, in dem nicht bezahlt wird. Was sich im Übrigen auch nicht dramatisch ändert, wenn sich die Regierungen oder deren Präsidenten sozialistisch nennen oder auf ihre indigenen Wurzeln verweisen.


In Peru gibt es Öl, Gas, Kupfer und noch alle möglichen Bodenschätze. Außerdem riesige landwirtschaftlich genutzte oder nutzbare Flächen in den Andentälern. Der größere Teil der Bevölkerung lebt in Armut und ein großer Teil davon erreicht noch nicht einmal das, von der UNESCO festgesetzte Mindesteinkommen von 2$/Tag.

PeruBlog am 21., 22., 23. und 24.9. 2009




Peru – 8., 9., 10. und 11. Tag


Wir stehen um 3.30h auf und erleben den Rest des Tages im Tran. Tatsächlich kommt unser Fahrzeug erst um 4.30h. Wir sind die ersten. Die aufgenommen werden – warum können wir nicht die letzten sein? Erst später erfahren wir, dass allen Mitreisenden gesagt wurde, das sie sich zwischen 4.00h und 4.15h bereithalten sollen.

Jetzt sitze ich hier auf der Veranda unseres Bungalows in der Erika-Lodge. Zusammen mit der Frau des israelischen Ehepaares. Wir haben beide beim Kletterpark abgesagt. Sie, weil sie Angst hat; ich, weil ich bereits zweimal eine halbe Stunde auf der Latrine zugebracht habe. Aber immer schön der Reihe nach:

Der Sonnenaufgang über Cusco entschädigt nur mäßig für die Tortur, so früh aufstehen zu müssen. Langsam quält sich das Fahrzeug die Berge hoch. Jawohl, hoch! Obwohl wir in Cusco auf 3.600m sind, müssen wir erst einige Berge überwi

nden, bis wir an der St. Pedro Lodge für die erste Übernachtung ankommen. Sieben Stunden Fahrt sind angesagt. Und das in einem Fahrzeug, das technisch den ausgehenden Fünfzigern entspricht. Der Diesel des Ford Clubman nagelt so laut, dass ständig mit einem Totalausfall zu rechnen ist. Den haben wir auch, allerdings durch einen Plattfuß. Nach dem einen oder anderen freiwilligen Stopp in Andendörfern, müssen wir auf freier Strecke anhalten, weil der Schlappen hinten rechts schlapp gemacht hat. Ist aber nicht so schlimm, weil a) der Reifen sowieso kein Profil mehr hatte und weil b) der Fahrer sehr geübt im Radwechsel ist. Dem hydraulischen Wagenheber fehlt der Hebel, aber der wird kurzerhand durch eine Kombizange ersetzt. Der Ersatzreifen vom Dachgepäckträger hat ebenfalls kein Profil. Ich werde misstrauisch und gehe alle vier Räder ab. Zunächst stelle ich fest, dass es weniger Radmuttern als Radbolzen gibt, dann fällt mir auch noch auf,

dass mindestens ein Radbolzen fehlt – da ist nur ein Loch mit Gewinde. Die eh schon schlechte Laune wird noch schlechter. Der defekte Reifen wird im nächsten Ort innerhalb einer halben Stunde repariert. Das fehlende Profil bleibt wie es ist. Erst am nächsten Tag werde ich Gelegenheit haben, in einem unbeobachteten Augenblick, das Spiel in der Lenkung zu überprüfen: Etwa 25° bis 30° würde ich schätzen. Dazu muss man wissen, dass wir uns stundenlang auf Pisten bewegen. Auf Straßen, die in die Berge gesprengt wurden und auf der Talseite ungesichert sind. Da geht es oft mehrere hundert Meter steil abwärts. Es reicht aber noch nicht, um mich religiös werden zu lassen.


Nachdem wir unsere Zimmer in Beschlag genommen haben, geht es zur ersten Erkundung. Wir wolle

n den peruanischen Wappenvogel 'Cock-of-the-Rock' beobachten. Bereits beim Hinweg (es werden so um die vier Kilometer sein), merke ich, dass etwas nicht stimmt. Die Strapazen der letzten Tage fordern ihren Tribut. Cusco auf 3.600m, die Inkastätten um Cusco erklettert, Machu Picchu auf 2.600m erklettert und das frühe Aufstehen und die lange fahrt. Mein Darm rebelliert und wird das auch noch die nächsten Tage tun. Mir tun die Knie weh und jede Treppenstufe ist eine Herausforderung. Dazu kommt noch, dass es jetzt spät wird und kaum noch Fotos zu machen sind. Die Vögel sind scheu und das 250er Objektiv reicht auch nicht mehr. Ich will ins Bett.

Am nächsten Morgen geht es we

iter zur Erika-Lodge. Der Wagen setzt uns nach kurzer Fahrt ab. Wir wollen den Fluß per Raft bezwingen. Meine physische und psychische Verfassung lässt das nicht zu, aber ich muss mit. Ich bereue es auch nicht. Nachdem wir zwei mäßige Stromschnellen bezwungen haben, geht es gemächlich weiter. Wir will, darf Schwimmen. Fast alle wollen und Kappen und Sonnenbrillen werden verstaut. Mit der Schwimmweste bleiben Raft und Schwimmer auf gleicher Höhe. Dann wird noch ein etwa 5 Meter hoher Felsen angesteuert und die Mutigen dürfen von da aus ins trübe Wasser springen. Ich kneife aufgrund des Zustandes meiner mittleren Körperregion, aber Heike springt gleich zweimal.

Bei unserer Ankunft steht unser Gepäck bereit und wir verladen es auf ein flaches Boot. Sofort kommen mit Bogart und Hepburn in 'Africa Queen' in den Sinn. Die Boote sind ähnlich, verfügen aber anstatt einer alten Dampfmaschine über einen modernen Yamaha-Außenborder. Mit den Booten erreichen wir dann bald die Erika-Lodge, unser Domizil für die nächsten zwei Nächte. Nach dem Abendessen ist noch eine Nachtwanderung angesagt – ohne mich. Ich muss mich ausruhen. Ich fühle mich noch beschei

dener, nehme Immodium und Ibuprofen und versuche, viel zu schlafen. Das wird mir durch Heike verdorben, die mich ungefähr hundertmal weckt, weil ich schnarche. Der Vorwurf ist etwa fünfzigmal falsch, da ich wach bin und irgendjemand in einer anderen Barackenzelle schnarcht.


Wecken ist für 5.20h angesagt. Ich komme mir immer mehr, wie beim Militär vor. Wir wollen Papageien an ihrer Minerallecke beobachten und dafür müssen wir früh los. Ich bin enttäuscht.

Die Minerallecke ist am anderen Ufer, wir sind etwa 300 Meter entfernt. Weder mit dem Feldstecher, noch mit dem Teleobjektiv ist viel auszumachen. Mir deucht, dass unser Raftabenteuer und das, für heute Nachmittag angesetzte, Seilklettern nur als Entschuldigung für nicht anwesende Tiere dienen muss. Zumal Heike von der Nachtwanderung enttäuscht war, da es nichts zu sehen gab. Ich konnte zumindest einen Frosch in einem der Toilettenhäuschen ausmachen. Er hat sich bei der elektrischen Beleuchtung leicht getan, den einen oder andern Käfer zu fangen. Nach dem Frühstück folgt eine Wanderung, um Kaimane zu beobachten. Das Boot bringt uns ans andere Ufer und ich weiß noch nicht, dass diese Wanderung dreieinhalb Stunden dauern wird. Kaimane gibt es keine, nur ein paar Vögel und zum Schluss einige Totenkopfäffchen, die in etwa fünfzehn Meter Entfernung unseren Weg kreuzen.


Als wir in der Lodge ankommen, muss ich zuerst Wasser trinken, dann aufs Klo und dann unter die Dusche. Ich liege im Bett, als die anderen vom Mittagessen kommen. Der Verzicht fiel mir leicht. Bis zum Klettern sind es noch zwei Stunden, die unsere Gruppe mit Schwimmen verbringt. Ich bleibe im Zimmer und versuche zu schlafen. Zwei Stunden später bricht ein tropisches Gewitter los und der Regen trommelt aufs Wellblechdach. Bei fast vierzig Grad. Jeder Windhauch ist willkommen und ich nutze die Zeit auf der Terrasse für das Reisetagebuch. Oh, gleich fünf. Mal sehen, ob jemand in der Küche ist und Bier verkauft.


...Nein, das Bier ist alle. Die Kletterer bekommen Wein. Ich will hier weg. Aber nicht in diesem Auto für palästinensische Selbstmörder.


Nachlese:

Das Kapitel war eigentlich beendet, denn morgen früh geht es in 11 Stunden zurück nach Cusco. Aber dieser Abend, besser: dieses Abendessen ringt um Beachtung. Mosquitos in der Suppe, wegen des Gewitters ist der ganze Speisesaal voll. Diese UV-Insektenkiller kennen sie hier nicht. Meine Nachbarin verschluckt eine Motte. Es ist einfach nur ekelig. Am Nachbartisch (mit der lauten Italienerin, deren endloses Gesabbel sich anhört, als ob man eine Uzi leerschießt) werden die Köchinnen gefeiert. Keiner an unserem Tisch weiß, was die gegessen haben. Morgen in Cusco möchte ich zu McDonalds. Die haben Hygienestandards – auf der ganzen Welt.

Nachlese II:

Ein tropisches Gewitter im Regenwald muss man einmal erleben. Die Tropfen prasseln im Stakkato auf dem Blechdach und man kann sich kaum noch unterhalten. Jetzt fallen mehrere hundert Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel. Ich wache in der Nacht auf und höre etwas Großes stürzen. Entweder einen Baum oder zumindest einen großen Ast. Am frühen Morgen folgt die Überraschung. Der Fluss ist auf mindestens die doppelte Breite angeschwollen und die breiten Kiesbänke, die wir gestern durchwandern mussten sind unter den Fluten verschwunden. Verschwunden ist auch eines der Boote. Es muss sich in der Nacht losgerissen haben.


Die Rückfahrt im Motorkanu ist jetzt dramatischer. Heike und ich sitzen vorne und werden notdürftig mit einer Plane geschützt. Trotzdem spritzt die Gischt uns nass und der Außenborder muss an einigen Stellen extrem kämpfen, um gegen die Fluten anzukommen. Die Wassermassen sind unberechenbar geworden und der Bootsführer mäandert uns durch die teilweise heftig wogenden Fluten. Bis wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, geht mir die Haftungsausschlußerklärung nicht aus dem Sinn.


Nachlese III:

In einem vom Busfahrer unbeobachteten Moment habe ich den Mitreisenden das Spiel in der Lenkung vorgeführt. Es ist fast eine viertel Drehung, also eher um die 60° - 70°.

PeruBlog am 19. und 20. 9. 2009


Peru – 6. und 7. Tag


Im Urlaub ist es ziemlich schwierig, so früh aufzustehen. Aber alles klappt. Die Dame aus dem Reisebüro steht mit dem Taxi pünktlich um 6.30h vor der Hotelpforte. Wir werden nur ein paar Straßen weiter im Zentrum von Cusco abgeladen, wo noch mehrere Busse mit Machu Picchu Reisenden warten. Im Bus erhalten wir dann durch unsere Reiseleiterin die Unterlagen: Zwei Fahrkarten für die Bahn nach Aguas Calientes, 2 Fahrscheine für den Pendelbus zwischen Aguas Calientes und Machu Picchu sowie die Eintrittskarte für das Weltkulturerbe. Dann starten wir mit dem Bus nach Poroy, einem Vorort von Cusco. Dort beginnen die Züge nach Machu Picchu. Nach etwas 20-minütiger Fahrt durch die weniger schönen Stadtteile von Cusco landen wir am neuen Bahnhof von Poroy. Eindrucksvoll stehen die Loks der PeruRail blaulackiert mit gelben Schriftzug bereit. Der Bahnhof ist weitestgehend abgesperrt und die bunt gekleideten Frauen, die ihre Reiseandenken oder Verpflegung anbieten, kommen nur bis zum Absperrgitter. Die Bahnhofshalle ist voll mit Touristen und nur mit Mähe kann ich mich bis zur Toilette durchschlagen. Ich versuche, ein paar Fotos von Lok und Zug von außerhalb des vergitterten Bahnsteigs zu machen, komme aber nicht gut an ran. Außerdem wird noch rangiert. Als das erledigt ist, kommt auch bald eine Durchsage auf Spanisch und Englisch und wir reihen uns in einer der Warteschlangen ein.


Die Fahrscheine werden bereits vor dem Bahnsteig kontrolliert und wir werden zum jeweiligen Wagen gewiesen. Dort geht es deutlich langsamer voran, da jetzt Fahrschein und Reisepass verglichen werden. Erst dann dürfen wir auf unsere zugewiesenen Plätze. Als wir aus dem Fenster sehen, sind wir etwas enttäuscht. Neben uns steht der nach dem Entdecker Machu Picchus, Hiram Bingham, benannte Luxuszug nach Aguas Calientes. Von unserem Fenster aus, können wir die dicken Ledersessel, Ruheliegen und das im Stil des Orient Express gehaltene Bordrestaurant ausmachen. Da dürften die Fahrkarten etwas teurer sein. In einem Bahnhof überholen wir auch einen Vistadom. Das ist nach unserer Backpacker die nächst teurere Reiseklasse. Offensichtlich haben dort die Reisenden Lunchpakete bekommen, wir können an Bord ein Stück Kuchen kaufen. Außerdem hat der Vistadom eine andere Fensteranordnung und man hat offensichtlich einen besseren Ausblick auf die Berglandschaft, wenn es von 3.400m auf 2.000m hinuntergeht. Außerdem halten wir noch in dem einen oder anderem Dorfbahnhof und kuppeln weitere Wagen an. Wir beobachten wie dann mit großem Trara weitere Reisende, diesmal Einheimische, zusteigen. Die Wagen sind noch einfacher gestaltet und fassen auch deutlich mehr Passagiere. Leider darf man während der Fahrt nicht zwischen den Wagen wechseln, obwohl die Türen unverschlossen sind, dass darf nur das Zugpersonal. Einige Ingenieros sind mit Funkgeräten laufend im Zug unterwegs. Beim Rangieren an Weichen, beim Ankuppeln in den Bahnhöfen sind sie stets irgendwo links und rechts vom Zug und verständigen sich per Funk. Ganz offensichtlich überlässt man hier nichts dem Zufall.


Endlich kommen wir in Aguas an. Wer zum Beispiel Rüdesheim oder den Schwarzwald für einen Touristennepp ersten Ranges gehalten hat, kennt Aguas Caliente nicht. Aus dem 500-Seelen-Dorf ist eine Aneinanderreihung von Restaurants billigster bis gehobener Qualität sowie von simplen Pensionen geworden. Man kann keinen Schritt tun, ohne von irgendjemanden eine Speisekarte unter die Nase gehalten zu bekommen. Und das zur jedweder Tages- und Nachtzeit. Wir folgen einem Mädchen, das uns am Bahnhof abholt, zur Pension. Angeblich ist Aguas nachts ganz ruhig, aktuell stört der Baulärm, da an jeder Ecke des Dorfes gebaut und erweitert wird. Das Wachstum ist noch nicht zu ende. Zumindest unsere Dusche lässt in heißen, dicken Strahlen das Wasser rauschen – Aguas Calientes eben. Wir schauen uns erst einmal um, den wir hatten noch keine Gelegenheit, zu frühstücken. Und es ist bereits früher Nachmittag. Außerdem hat Heike im Reiseführer noch einen Geheimtipp entdeckt. Es soll einen alten und sehr schwierigen Weg auf dem Hausberg von Agua geben. Von dort oben soll man eine tollen Ausblick auf Machu Picchu haben, soweit das Wetter es zulässt.


Ich frage einen Polizisten und bekomme die Auskunft, dass wir den Bahngeleisen folgen sollen. Was wir auch bis zum Güterbahnhof machen. Dann deuten uns zwei Arbeiter, wir sollen durch eine kleine Gasse gehen. Keine Ahnung, wie die wissen, was wir vorhaben. Wir kommen auf der Straße nach Machu Picchu raus und laufen weiter, ohne irgendeinen Weg auf den Berg zu entdecken. Nach etwa 2 Kilometern entscheide ich, dass wir umkehren. Wir gehen wieder auf das Geleis und sehen nach etwa 50 Metern ein paar Treppenstufen in den Berg. Endlich, das ist der Weg nach oben. Es sollen 500m Höhenunterscheid sein und mir machen die ersten 50 Meter bereits heftig zu schaffen. Immerhin sind wir immer noch auf 2.000m Höhe und ich schleppe auch noch die Kameratasche mit dem zweiten Objektiv mit mir herum. Heike hat ihre Sportuhr mit dem Höhenmesser dabei und die bislang unter Mühen zurückgelegte Strecke ist absolut demotivierend. Aber plötzlich biegen wir um eine Kurve und stehn vor den beschriebenen Leitern. Allerdings spottet der Anblick jeglicher Beschreibung im Reiseführer. Vor uns geht es bestimmt 40m senkrecht hoch. Stämme im Telefonmastenformat bilden die Leiter. Die Sprossen sind etwa armdick aber gut zu greifen. Links zieht sich noch ein Drahtseil hoch, das mehrmals gesichert ist. Heike und ich ergänzen uns hervorragend: Sie hat Höhenangst und ich bin schlecht in Form. Aber wir steigen dennoch hoch. Nicht nach unten sehen (nach oben ist es aber auch nicht besser) und gleichmäßig hoch. Wir schaffen es tatsächlich. Und stehen vor der nächsten Leiter, die bestimmt noch einmal 15m hoch ist. Während wir noch unseren Triumph auskosten, hören wir das erste Donnergrollen. Der Himmel ist bedeckt und wird zusehends dunkler. Für uns ist das ein willkommener Anlass, die Aktion abzubrechen und abzusteigen. Wir suchen uns abends das beste Restaurant auf der Flaniermeile aus und lassen es uns gutgehen. Da völlig unklar ist, ob es sich bei Pisco Sour Tradicional um einen Digestif oder um einem Aperitif handelt, wollen wir nichts falsch machen und bestellen uns jeweils einen vor und nach dem Essen. Dann gehen wir frühzeitig ins Bett. Zwar ist unsere Führung erst um 8.00h gebucht, aber Heike kann es nicht mehr abwarten.


Ihr Wecker klingelt um 5.00h. Ich drehe mich noch einmal um und ratze noch eine Stunde. Und Heike macht sich tatsächlich um 5.30h auf, um einen der ersten Busse zu erwischen. Ich schaffe es bis ca. 7.45h auf den Berg. Ich habe noch das Gepäck zur Aufbewahrung gegeben, konnte auf die Schnelle noch eine Tasse Kaffee im Hotel erhaschen und bin dann zur Abfahrtsstelle der Busse gegangen. Dort ging es innerhalb von 10 Minuten weiter. Alle Pendelbusse sind neuwertige Busse aus dem Hause Mercedes-Benz. Entsprechend bequem geht es die steile Serpentinenstraße hinauf. Kurze Zeit später treffe ich Heike, die bereits seit einer Stunde fotografiert hat. Bis zur Führung sind noch 15 Minuten Zeit und wir können am Kiosk das Frühstück nachholen.


Dann kommt unser Führer Pedro und wir machen uns in einer Riesengruppe auf den Weg. Zwar wird die Gruppe noch nach Spanisch und Englisch aufgeteilt und wir sind jetzt ab sofort mit Pedros Mutter unterwegs, aber es sind immer noch zu viele Leute. Mühsam müssen wir nochmals 20 bis 30m Höhenmeter zu Fuß überwinden aber dann habe ich den ersten Blick auf Machu Picchu und der entschädigt für alle Strapazen. Alle Kameras gehen los und es gibt nur Postkartenfotos – aber was ist eine noch so schöne Postkarte gegen das eigene Foto und den eigenen Augenschein. Die Tour ist für zwei Stunden angesetzt und während wir der Führerin über das Riesengelände folgen, füllt sich Machu Picchu zusehends. Nach den bereits strapaziösen gut zwei Stunden Führung (ich habe ein Lama streicheln können), bleiben wir noch etwas, um ein paar schöne Motive zu suchen und die Atmosphäre zu genießen. Aber die noch weiter anschwellende Besucherzahl lässt gar keine echte Stimmung aufkommen. Wir brechen zurück nach Aguas auf und müssen bis zur Zugabfahrt den ganzen Nachmittag noch herumbringen. Das wird recht langweilig, da es ja außer 'Kunsthandwerk' (alle Stände bieten ausschließlich identische Waren an) und Restaurants nichts gibt. Wir suchen uns wieder ein mexikanisches Restaurant an der Bahnstrecke aus. Man sitzt direkt gegenüber der Geleise und sieht anderen Leuten bei der Arbeit zu. Da Aguas Calientes praktisch nur aus Fußgängerzonen besteht, müssen alle Waren vom Güterbahnhof auf Schubkarren und anderen abenteuerlichen Gefährten zu den Kunden gebracht werden. In erster Linie sind das Lebensmittel und Baustoffe.


Im Zug sitzen wir einem Pärchen gegenüber, einer Peruanerin mit ihrer spanischen Freundin. Nachdem herauskommt, dass ich Spanisch radebreche, lässt sie mir kaum eine ruhige Minute und will alles Mögliche wissen – insbesondere von Heike. Das mit Gespräch von Frau zu Frau klappt aber nicht so richtig, weil ich mittendrin sitze und in beide Richtungen übersetzen muss.


Auf dieser Rückfahrt halten wir nicht in Poroy, unserer Ausgangsstation, sond bereits weit vorher. Es stehen aber supermoderne Großreisebusse bereit, die uns in gut eineinhalb Stunden nach Cusco zurückbringen. Dort erleben wir die erste Überraschung: Es gießt wie aus Kübeln und es sind kaum Taxis da. Es kommt Bus nach Bus an und alle stehen ein bisschen hilflos herum. Wir entschließen uns, trotz des Regens ein paar Straßen weiterzugehen, um wenigstens alleine ein leeres Taxi anhalten zu können. Was uns auch gelingt. Als gegen 22.30h im Hotel ankommen, erartet und die nächst, ganz harte, Überraschung. Der Veranstalter unserer Urwaldtour hat angerufen. Die sowieso schon frühe Abfahrt zwischen 5.00h und 5.30h ist auf 4.00h bis 4.15h vorgelegt worden. Ganz schnell packen wir unsere Sachen und gehen ins Bett. Bis zum Wecken um 3.30h bleiben uns nur 4,5 Stunden Schlaf.

PeruBlog am 18.9.2009


Peru – 5. Tag


Der Hotelboy erläutert uns, das sie in irgendeiner Weise mit einem Reisebüro verbandelt sind. 3 Minuten später steigt Sra. Manuela aus dem Auto und bietet uns eine 2-Tages-Tour nach Machu Picchu an. Der Preis ist nicht billig, aber Transfer vom Hotel, Zugfahrt, Eintritt zu den Ruinen, Führer etc. ist alles enthalten. Bingo! Die erste Reise ist gebucht. Es geht bereits um 6.30h los und am folgenden Tag in Aguas Calientes noch früher – Es wird immer nur eine bestimmte Besucherzahl in den Ruinen zugelassen und da sollte man früh dabei sein.


Aber wir wollen noch in den Urwald. Das ist schwieriger. Entweder die Touren starten erst in der Mitte der kommenden Woche oder sie dauern zu lange. Hätten wir das von zu Hause aus gebucht, wäre der Termindruck noch größer. Und wir wollen ja noch zum Titicacasee. Aber im dritten Reisebüro werden wir fündig: ab Montag 4 Tage für 345 $. Leider mit einer 9-stündigen Busfahrt in den Urwald und einer 11-stündigen Busfahrt zurück verbunden. Aber mehr sitzt ohne Vorbereitung nicht drin. Wir müssen eine Haftungsausschlußerklärung unterschreiben (eine DIN-A4-Seite). Na super!


Für den Nachmittag nehmen wir uns eine Kultstätte der Inkas in der unmittelbaren Umgebung von Cusco vor. Das Taxi bringt uns den Berg hoch, aber man kann das Ensemble von 5 Kultstätten nur im Paket buchen. Wir zahlen für zwei Personen 140 Soles (> 35€). Ein echter Schweinepreis. Außerdem wird das Wetter schlechter. Nach einer Weile wissen wir auch nicht mehr so recht weiter und ärgern uns, dass wir das teuer bezahlte Ticket nicht besser nutzen können. Während Heike sich noch ein wenig umschaut und fotografiert, warte ich auf dem Parkplatz auf sie. Ein Taxifahrer spricht mich an und offeriert, uns für einen guten Preis zu allen Kultstätten zu bringen. Der Eintritt ist eh bezahlt. Was aufhält, ist die Abwesenheit von Heike.


Die Zwischenzeit verbringen wir mit smalltalk. Ich erläutere, wo ich herkomme, und dass es der höchste Berg in Deutschland noch nicht einmal auf 2.000m bringt; wir befinden uns auf 3.650m. Interessanter wir das Gespräch, als die Taxifahrer sämtliche Peruaner aufzählen können, die in der Bundesliga ihr Geld verdienen. Da muss ich passen, außer Farfan auf Schalke fällt mit niemand ein. Nach einer Weile deutet der Taxista auf eine Silhouette in den Ruinen und kündigt Heike an. Als ich ihn frage, woher er meine Frau kennt, bricht allgemeine Heiterkeit aus – ich lache nicht.

Gegen 17.30h brechen wir die Besichtigungstour ab, es wird zu dunkel. Mit dem Hotel und der Parkgarage müssen wir noch unsere – jetzt geänderten – Reisepläne klären, dann machen wir uns auf zum Abendessen. Wir suchen ein vegetarisches Restaurant, finden aber nur eine kleine Kneipe, die ein vegetarisches Menü anbietet. Aus Solidarität schließe ich mich an. Und ich werde satt. Beim Cokatee aber streike ich. Nachdem wir festgestellt haben, dass das Zeug nach Bohnenwasser schmeckt, überlasse ich Heike meine Tasse und leere dafür die Bierflasche. Auf dem Nachhauseweg ersteht Heike noch eine Reisetasche mit Lamamotiv – für unsere Reise nach Machu Picchu, anschließend landen wir in eine Lounge und genehmigen uns zwei Pisco Sour Tradicional. Ein köstlicher Longdrink, der allein schon eine Reise nach Cusco wert ist.

Und jetzt ab in die Heia. Morgen früh um 5.30h klingelt der Wecker.

Samstag, 19. September 2009

PeruBlog am 17.09.09

Peru – 4. Tag

Die Nachtruhe, die eh keine war, findet gegen 4.30h oder noch früher ein jähes Ende. Im Haus setzt geschäftiger Betrieb ein. Im Oberlicht über unserer Tür fehlt die Scheibe. Das lässt nur unwesentlich mehr Licht aber deutlich mehr Lärm hinein. Irgendwann im Viertelschlaf höre ich die satten Bässe und kraftvollen Riffs von 'Hotel California'. Da also sind wir gelandet (On a dark desert highway, cool wind in my hair....). Wir sind offensichtlich über einer Garküche oder so etwas ähnlichem untergebracht. Der Lärm macht Schlafen unmöglich. Gegen 6.15h stehen wir auf. Das fällt und bei ständig zurücksetzenden Bussen unter unserem Fenster auch eher leicht. Mal sehen, wie wir an unser Auto kommen.

In Abancay, das wir nach eineinhalb Stunden erreichen, wollen wir einen Bankautomaten finden und frühstücken. Der Bankautomat ist kaputt aber wir finden eine ganz kleine Frühstückskneipe. Leider ist man auf Gäste nicht eingestellt. Die Tochter des Hauses verschwindet um die Ecke und kommt zwei Minuten später mit 4 Brötchen zurück. Cafe con leche gibt es auch nicht. Nur Cafe solo. Das sieht dann so aus, das uns zwei Tassen mit heißem Wasser vorgesetzt werden und ein Tütchen löslicher Kaffe. Mahlzeit.

Nachdem wir halbwegs gesättigt Abancay verlassen haben, besuchen wir eine alte Inka-Kultstätte nahe Saywite. Wir müssen nur einige hundert Meter neben der Hauptstraße fahren und stehen mitten in dem über 18 ha großen Gelände. Ein offensichtlich Offizieller kommt und gibt uns die Eintrittskarten. Da keine weiteren Besucher da sind und auch wohl keine erwartet werden, übernimmt er kurzerhand die Führung (nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dieser Service nicht im Eintrittsgeld enthalten ist). Aber er gibt sich Mühe, sein Spanisch für uns Gringos verständlich zu machen. Als wir die Kultstätte abgehen, biete er uns noch einen Spezialservice an: Wir müssen in dem stark profiliertem Gelände nur runtergehen, er fährt das Auto hinterher und erspart uns so den Aufstieg zurück. Bei über 3.500m Höhe ein willkommener Service.

Anschließend nähern wir uns unaufhaltsam Cusco. Wir erreichen die alte Inkahauptstadt durch ein grünes, breites Tal in dem ganz offensichtlich intensiv Landwirtschaft betrieben wird. Zwischen den Weiden und Koppeln sind immer wieder Äcker zu sehen, die zum Teil von zahlreichen Menschen in bunter Kleidung abgeerntet oder gepflügt werden. Landmaschinen sehen wir selten; selbst der Pflug wird noch von Pferden gezogen.

Nach der Ankunft in Cusco stellt sich wieder einmal heraus, dass nicht alle Reiseführer abgeschrieben sind. Tatsächlich hat keines der über 300 Hotels einen eigenen Parkplatz. Cusco ist nichts für Selbstfahrer. Auch die Tipps, die wir uns von der Touristinfo im Flughafen haben geben lassen, sind nur von beschränktem Wert. Wir finden aber dann doch bald ein Hotel, dass etwa 100m von einer Parkgarage (in Perú: Cochero) entfernt liegt. Das Hotel ist preisgünstig und in der Garage folge ich den Anweisungen eines etwa 10jährigen Jungen, der hier am Nachmittag das Sagen hat. Bezahlen muss ich erst nach der Ausfahrt und als ich ihm einen Sol Trinkgeld gebe, strahlt er wie ein Inkakönig. Nun können wir auf Entdeckungstour durch das abendliche Cusco gehen, dass sich aber als die vermutete Touristenneppzentrale entpuppt. Die Plaza de Armas erstrahlt mit hunderten von Lampen und Scheinwerfern. Mit etwas weniger Verkehr auf den Straßen wäre es noch schöner. Allerdings wird der Verkehr dann langsam erträglicher, weil offensichtlich alle Touristen in den Hotels und Restaurants verschwinden.

Während wir unter den Arkaden flanieren, quatschen uns ständig die Schlepper der diversen Restaurants an. Sie preisen, die offene Speisekarte in der Hand, ihr jeweiliges Lokal als das schönste (Balkon), billigste (Pisco Sour gratis) oder traditionellste (Live Music from the Andes) an. Ein Lokal gibt es, das kann auf diese Art Marketing verzichten und ist trotzdem rappelvoll. Richtig geraten: McDonalds Cusco füllt sich auch ohne Werbung. Ob die Burger aus Alpaka sind, habe ich nicht erforscht. Wir finden ein schönes Lokal, das eine kleine Palette vegetarischer Speisen für Heike bereithält. Da ich Meerschweinchen (Cuy) bereits aus Ecuador kenne, bestelle ich diesmal Alpaka. Köstlich, auch die Beilage aus Quinoa. Insgesamt bringt mir aber meine Speiseauswahl eine dicken Tadel der militanten Vegetarian Food Front ein, deren Ehrenvorsitzende mir gegenüber sitzt und sich mit vegetarisch gefüllten Ravioli begnügen muss. Mein Nachtisch ist mit einem Cocablatt garniert. Ich probiere es, kann aber überhaupt nicht beurteilen, ob es gegen das Hungergefühl hilft – ich war bereits vorher recht satt.

Für morgen nehmen wir uns eine Alpaka-Einkaufstour vor. Unglücklicherweise hat uns die peruanische Flughafenangestellte in Stuttgart bereits mitgeteilt, dass jeder von uns ein weiteres Gepäckstück von 23 Kg mitnehmen darf. Das sind eine Menge Alpakapullis, auch in meiner Größe. Und außerdem suchen wir ein Reisebüro, dass uns nach Macchu Picchu und in den Regenwald nach Manu bringt.