Donnerstag, 1. Oktober 2009

Peru - Fazit und Tipps


Peru – Fazit

Polizisten können, müssen aber nicht zwingend, Arschlöcher sein. Besonders in den touristischen Hochburgen sind sie als Policia Touristica sehr präsent und halten böse Handtaschenräuber in Schach. Unter Umständen geben sie bereitwillig Auskunft.

Ein Urwaldtrip will in Zukunft gut überlegt sein. 20 Stunden Fahrtzeit netto (9 Stunden hin und 11 Stunden zurück) rechtfertigen den großen Aufwand nicht. Die wesentlich teureren Flugangebote nach Boca Manu oder Iquitos wären eventuell die bessere Alternative gewesen. Viel zu sehen gab es nicht - nur die Insekten sind größer.

Peru hungert nicht oder besser: Man muss in Peru nicht hungern. Die Portionen sind unabhängig von Klasse und Qualität des Restaurants üppig. Selbst gute Esser werden von einer Vorspeise durchaus satt. Peruanisches Bier, insbesondere Cuzqueña (blanca oder negra) sind in der Oberklasse anzusiedeln. Der National-Longdrink Pisco Sour Tradicional kann eingefleischte Blaukreuzler zu Alkoholikern machen.

Die touristische Infrastruktur ist gut. Auch ohne Spanischkenntnisse käme man durch, wenn man auf allzu exotische Ziele verzichtet (Lima, Cusco und Arequipa gehen immer auf Englisch). Spanisch hilft meistens enorm. Auch mit spanisch Radebrechen kommt man weiter. In kleineren Museen muss dafür auf englische Erläuterungen verzichten. Die Highlights Perus gibt es dafür auch mit deutschsprachiger Führung. Der Öko-Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen, aber es scheint viele gut ausgebildete und engagierte Führer zu geben.

Die Straßen weisen eine völlig unterschiedliche Qualität auf. Man kann sich auf Angaben nicht zwingend verlassen, da auch ehemals gut ausgebaute Straßen auf einigen Kilometern in eine Piste verwandelt sein können. Dafür sind laufend irgendwelche Bautrupps unterwegs. Es wird auch nachts und sonntags an den Straßen gearbeitet. Toyota Yaris ist für die Überlandfahrt grenzwertig. Insbesondere die Federung kommt rasch an die Grenzen. Außerdem hat Hertz vorgeschrieben, welche Straßen zu benutzen sind. Das GPS hätte 10$ pro Tag gekostet. Das war uns zu teuer, aber in Peru gibt es so gut wie keine Straßenschilder. Selbst die Panamericana muss man in Teilen und an einigen Stellen erahnen. Man lernt, dass zu erspüren. Peru ist riesig und man kommt langsam vorwärts, besonders im Hochgebirge. Die Karten stellen die Serpentinen nicht dar und die Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt. 300 Km pro Tag mit dem Auto sind nicht wenig.

Der Titikakasee ist 15 mal so groß wie der Bodensee. Ein Fahrt zur Insel Taquile, die nicht weit von Puno entfernt ist, dauert 2,5 Stunden.

Hotels können äußerst billig sein. Wem eine Etagenklo und kaltes Wasser reicht, muss nicht mehr als 5€ pro Nacht ausgeben. In Hotels und Tankstellen stehen die Logos von VISA und Mastercard eher für eine gewisse internationale Gesinnung. Oft wird auf Barzahlung (Soles oder Dollar) gedrängt (Terminal geht nicht, kein Strom etc.). Wir konnten nicht ausmachen, ob es Faulheit oder Misstrauen in die eigene Währung ist.

Erstaunlicherweise sind die Angaben in den guten Reiseführern korrekt. Die Hotelempfehlungen passen weitestgehend. In zwei von drei Fällen gibt es in den Hotels WLAN (aber nicht in den 5€-Herbergen).

Vieles folkloristisches ist make-up. Zum Beispiel die Uros auf dem Titikakasee. Aber das ist weniger störend, da es teilweise ziemlich professionell ist. Da, wo es nicht make-up ist, ist es schnell Armut und damit auch wiederum nicht Folklore. Fotografieren von Personen oder Lamas kostet meistens 1 bis 2 Soles. Dafür bekommt man wunderschöne Postkartenfotos.

Alle südamerikanischen Kleinkamele (Vicuñas, Guanakos, Alpakas und Lamas) sind schöne Kuscheltiere. Nicht alle wollen angefasst werden. Vicuñas und Guanakos leben wild und sind nicht domestiziert. Um ihre Wolle zu gewinnen müssen sie alle zwei Jahre eingefangen und geschoren werden. Das ist kompliziert und teuer. Textilien aus deren Wolle ist fast unbezahlbar (Schal aus Vikuñawolle um die 500€) aber das Feinste, das zu bekommen ist. Ich möchte keinem Vikuña auf 4.200m hinterherrennen. Das Viech würde gewinnen.

Richtig unhöflich Leute sind selten. Je ärmer die Gegend, desto netter die Leute. Stimmt immer noch – weitestgehend. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, das der eine oder andere verhandelte Preis nach Taxierung des Touristen durch den potentiellen Geschäftspartner 'angepasst' wird. Bei Kleineinkäufen werden Cnetavos auch schon mal auf den nächsthöheren Solesbetrag aufgerundet. Es bleibt jedem selbst überlassen, ob das Anlass für eine Verhandlung ist. Das peruanische Bruttoinlandsprodukt beträgt weniger als 10% des deutschen. Ein oder zwei Sol Trinkgeld sind immer angebracht.

Vor Restaurants oder sonstwo wird man als potenzieller Kunde angequatscht. Das geht einem zunächst auf den Senkel, aber mit einem No, Gracias wird man fast alle wieder los. Es wird wenig gebettelt. Auch kaum von Kindern. Wer zur Schule geht (hoffentlich viele) hat auf dem Lande (im Hochgebirge) unter Umständen einen kilometerlangen Anmarsch (in Schulkleidung) vor sich. Alle Achtung – wir wurden mit dem Bus gebracht.

Der Straßenvekehr ist gemessen an unsere Standards ….unbeschreiblich. Milliarden von asiatischen Dreiradautos, Kleintaxis, Fuhrwerke etc. Alles verstopft die Straße. Hupen gehört dazu – aus welchem nichtigen Anlass auch immer. Verkehrsregeln sind zugunsten spontaner Entscheidungen außer Kraft gesetzt. Die Straßen sind mit allem was fährt bevölkert. Angefangen von Museumsstücken, die in Europa bei Oldtimertreffen zu finden wären, bis zu großen aktuellen Überlandbussen der Premiumhersteller. Die Höchstgeschwindigkeit bestimmt der Straßenzustand, nicht ein Schild oder eine Regel. Obwohl es eine Art TÜV gibt, fährt alles mit oder ohne Bremse, Spiegel oder Radmutter. Insbesondere die Großstädte, allen voran Lima sind ein Moloch. Auf unserer mehrere tausend Kilometer langen Reise haben wir einen einzigen Unfall (zwischen zwei Fahrzeugen) gesehen – offensichtlich ohne Personenschaden. Das ist kaum zu glauben.

Peru strengt an! Viele Tage zwischen 3.000m und mehr als 4.000m Höhe kosten Kondition. Die Kletterei am Machu Picchu und im Urwald, die Stadtbesichtigungen bzw. das Erklettern der zahlreichen Inkaruinen um und in Cusco auf 3.600m sind superanstrengend, auch für körperlich fitte und robuste Menschen. Dazu kommt die intensive Höhenstrahlung. Pausen zwischen den Programmpunkten sind angesagt.

Ulkig: Peruaner telefonieren mit dem Handy wie mit einem Walkie Talkie. Beim Hören halten sie sich das Handy ans Ohr, beim Sprechen vor den Mund. Sieht lustig aus.

Peruaner rauchen nicht. In allen Lokalen besteht Rauchverbot. Erfreulicherweise gibt es keine Lobby der Tabakindustrie, die Politiker vereinnahmt. Was nicht heißen soll, dass hier keine Politiker durch Lobbyisten vereinnahmt werden. Wenn nicht hier – wo dann?


Beim nächsten Mal wird alles (noch) besser.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen