Samstag, 22. August 2020

Guadeloupe - Day 6/7

Vom gestrigen Tag gibt es nicht allzuviel zu berichten. Nach einigen Tagen im feuchtwarmen Klima, mit Jetlag und intensiven Französischstunden war ich einfach platt. Ich bin nach Hause gefahren, habe etwas gegessen und mich aufs Bett gelegt. 3 Stunden Extraschlaf haben geholfen - ich bin wieder fit. Heute hat der Lehrer mich aus privaten Gründen bereits um 10.00h aus der Schule "gejagt". Nicht ohne mir für das Wochenende ordentlich Hausaufgaben mitzugeben. Urlaub halt!?

Für das Wochenende hatte ich mir ja Basse-Terre vorgenommen. Ich bin also gleich auf die Straße und erstmals über den schmalen Kanal, der die beiden Hauptinseln Guadeloupes trennt. Tatsächlich merkt man den Unterschied sofort. Auch trotz des schlechten Wetters und des anhaltenden Regens: Basse-Terre ist grüner, die Vegetation ist anders. Und wie sich im Verlauf des Tages herausstellt, sind die Straßen deutlich besser in Schuss als auf Grande Terre. Nach knapp einer Stunde bin ich um den nördlichen Teil rum und endlich in Deshaies. Obacht: Laut meinem Lehrer spricht man das in etwa Dä-äh aus. Um es gleich ehrlich zu sagen: Der Küstenort wirkt nicht halb so mondän wie in der berühmten Fernsehserie "Death in Paradise". Aber das Madras mit der berühmten Terrasse zum Meer hin finde ich leicht. Ein ungewöhnliche Ansammlung mehrere LKW gleich rechts neben der Kirche ist verdächtig... Und ja, es ist der Drehort der fiktiven Polizeistation und es wird gerade an der 10. (?) Staffel gedreht. Die Scheinwerfer tauchen alles in superhelles Licht und Anweisungen werden gebrüllt. Kaum, dass ich meine Fuji in Anschlag gebracht habe, werde ich freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass fotografieren nicht erlaubt ist. Ich versuche, den Aufpasser mit ein paar Luis-De-Funes-artigen Grimassen zu erweichen. Ist aber zwecklos. Der Drehort ist gut abgesichert und von einer anderen Seite kommt man auch nicht dran. Also "Au revoir, Deshaies".



Etwas außerhalb liegt der botanische Garten. Mein Lehrer hat ihn empfohlen. Tres jolie. Klar, eigentlich ist hier fast alles tres jolie. Aber ich muss es mit eigene Augen sehen. Einige Autos stehen auf demParkplatz, also bin ich mal nicht der einzige Besucher. Allerdings ist der Eintritt recht saftig. Mit 15,90€ gehört der Jardin Bothanique damit wohl zu den besseren Adressen auf Guadeloupe. Tres jolie. Nach einer Woche Französischunterricht werde ich jetzt schon mutiger und kontere jede an mich gerichtete Frage oder Bemerkung mit: "Je ne parlez pas Francaise", sondern versuche, es zu verstehen und mich zu äußern. Klappt: Auf die Frage nach meiner Postleitzahl darf ich dann aber doch antworten, dass ich aus Deutschland komme. Dafür kaufe ich der jungen Dame auch für 2€ Tierfutter ab: Drei kleine Plastikdosen. Pour les poissons, pour les oiseaux et pour les chevres. Das Fischfutter lasse ich gleich bei den Goldfischen, das Vogelfutter ist für die Freiflugvoliere. Sofort habe ich zwei Papagallos auf der Hand, die sich dafür auch fotografieren lassen. Währenddessen klaut mir irgendein Arsch mein Ziegenfutter, das ich abgestellt hatte. Die Beschilderung der Flora ist ausschließlich auf französisch. Vermutlich würde ich einiges verstehen, aber die Zeit nehme ich mir nicht. Am Ende gönne ich mir ein Baguette und eine Cola. Der Rückweg über die Route Traversée bietet sich an. Sie durchschneidet Basse-Terre und man muss nicht auf der Küstenstraße ganz um die Insel rum. Ich passiere den Zoo. Den hebe ich mir aber für Sonntag auf. Der Rückweg reicht noch für den berühmten Katarakt "Cascade aux Écrevisses". Keiner hat mit gesagt, dass man da eine Badehose mitbringt. Das Wasser stürzt aus ca. 10m in ein natürliches Bassin und alle Baden da. Allerdings ist der kurze (gepflasterte) Weg vom Parkplatz durch 500m tropischen Regenwald absolut hörenswert. Ja, genau: hörenswert. Es hört sich an, als wäre ein ganzer Bautrupp im Urwald unterwegs, dabei sind das nur die zig Millionen Insekten, die ein  Riesenspektakel machen. Ich möchte sie nicht sehen. Wer so laut ist, ist auch groß, hat sechs Beine, 2 bis 4 Flügel und unter Umständen auch Saugstachel.... Und dann werde ich nach dem Weg gefragt - auf Französisch. Gerne gebe ich Auskunft: Zum Katarakt gleich á gauche. Á droit ist der Grillplatz.

Den weiteren Rückweg nutze ich später noch für einen Wochenendeinkauf. Diesmal achte ich mal etwas besser auf die Preise und staune nicht schlecht. Da schätzungsweise 80% der Lebensmittel (und anderer Bedarf natürlich auch) aus Frankreich, Resteuropa und zum kleineren Teil aus Südamerika importiert wird, sind die Preise heftig. Dabei sieht das Gemüse noch nicht einmal gut aus, denn vermutlich hat es ja bereits ein paar tausend Kilometer Flugreise auf dem Buckel. Ich suche erfolgreich nach lokalen Produkten: Bier!!!, Joghurt mit Zuckerrohrgeschmack und Rhum agricole (eine kleine 350ccm-Flasche) zum Probieren. Alles andere ist Importware. Wochenende!

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