Montag, 24. August 2020

Guadeloupe - Day 8/9

Heute wieder 2 Tage zusammengefasst. Nicht, weil ich wieder gepennt habe, sondern weil es gestern - genau genommen - nur ein halber Tag war. Der war aber gut.


In der Nacht bin ich ein paar mal aufgewacht. Ein Gewitter tropischen Ausmasses, wer hätte es gedacht, hat die Nacht und dann auch noch den Vormittag beherrscht. Es wäre aussichtslos gewesen, bei dem Regen loszufahren. Und gefährlich obendrein. Aber, wie angekündigt, hatte sich der Regen bis zum späten Vormittag gelegt und ich habe mich auf den Weg zum Zoo (Parc de Mammelles) gemacht. Wieder über die Route de Traversée, mitten durch den tropischen Regenwald auf einer recht guten Straße. Ich muss mal fragen, warum die Straßen auf Basse-Terre soviel besser sind, als auf Grande-Terre. Ist doch ein Departement und somit auch ein Budget, oder? Wieder einmal reichlich über 15€ Eintritt und leider muss ich wieder auf Englisch wechseln. Eine Glasscheibe, eine Maske, im Hintergrund plätscherndes Wasser und ein komplettes Bataillon Zikaden machen die Konversation des Lernenden mit der jungen Dame unmöglich. Ihr Kollege gibt auf Englisch Hilfe (You must have good shoes!) und entschuldigt sich dann für sein mangelhaftes Englisch. Ich retourniere, dass sein Englisch um Welten besser sei, als mein Französisch und bedanke mich artig. Und es hat sich gelohnt. Gleich beim Waschbärengehege sieht man die ganze Großfamilie in wunderschönen Kuschelpelzen und mit den süßen Panzerknackerbrillen im Gesicht. Den Besuch begleitet das nicht endend wollende Konzert der Zikaden und der anderen Insekten, die sogar die nahe Straße übertönen. Mitten im Park wartet die eigentliche Attraktion. Ein mehrere hundert Meter langer Baumwipfelpfad lässt aus 15m bis 20m Höhe eine neue Perspektive auf die Gehege zu. Da das Wetter schlecht und ich früh dran war, ist es nicht so voll und ich kann meinen Spazier-Rhythmus weitestgehend selbst festlegen. Auch die roten Pandas sind echte Knutschis. Da kommt kaum eine Steiff-Figur mit. Ozelot und Panther haben wohl bereits gegessen und schlafen den Schlaf der Gerechten, so wie die Katzen zuhause. Der Zoobesuch war schon etwas besonders und das absolute Highlight der Woche.


Für Sonntag hatte ich mir La Soufriere vorgenommen. Der aktive Vulkan ist über mehrere Routen besteigbar. Das Wetter ist nicht ideal. Aber ich mache mich trotzdem auf den Weg. Früh morgens sind die Straßen noch nicht voll und ich komme schnell über die Südspitze Basse-Terres voran. Eine enge Straße führt über zahlreiche Kehren nach Baines Jaunes, den Ausgangspunkt der Wanderung. In Baines Jaunes laufen umfangreiche Sanierungsarbeiten. So ist das restliche Straßenstück, das direkt bis unter den Gipfel führt gesperrt. Die wenigen Parkplätze in Baines Jaunes sind auch früh am Vormittag bereits belegt und ich muss wenden und mir eine Parkplatz unterhalb an der Straße suchen. Was dann mit dem Ford Fiesta auch eine lösbare Aufgabe ist. Ich mache mich auf den Weg. Und der ist alles andere als leicht! Am Anfang des Aufstiegs liegen gleich die namensgebenden Bäder (ich mal wieder ohne Badehose). Aus den diversen Quellen und Spalten des Vulkans ergießt sich ein stetiger Warmwasserfluß, der in einem künstlichen Becken aufgefangen wird. Ein paar Badende haben es sich bei angenehmen Planschtemperaturen gemütlich gemacht. Ich gehe weiter. Der Aufstieg ist wirklich steil, glatt und anspruchsvoll. Hoch ist nur ein Problem der Fitness, aber runter ist ein Problem der Arthrose. Das macht mir Sorgen. Läufer (!) kommen mir entgegen und einige Gruppen Jugendlicher überholen mich. Das Szenario ist mehr als eindrucksvoll. Ein Berganstieg durch den tropischen Regenwald. Nach knapp einer Stunde erreiche ich das Hochplateau. Der Bewuchs ändert sich schnell, hier endet der Regenwald. Der Aufstieg allerdings noch nicht. Ich bin jetzt da, wo man unter "normalen" Umständen mit dem Auto hinkommt. Direkt unter dem Gipfel, der nochmals so um die 300m bis 400m Höhendifferenz ausmacht. Einige gehen tatsächlich weiter, andere aber auch nicht. Der Grund: Der Gipfel ist in dicke Wolken gehüllt. Man sieht den Gipfel nicht und damit ist auch die erwartete Fernsicht vom Gipfel (bis nach Martinique) ausgeschlossen. Also entschließe ich mich auch wieder zurückzugehen. Es war trotzdem eine schöne Wanderung mit vielen einmaligen Eindrücken. Im Übrigen muss man keine Angst vor einem plötzlich ausbrechenden Vulkan haben. Man sieht hier und da unterhalb des Gipfels zahlreiche Meßstellen, die seismische Aktivitäten überwachen. Es wird (hoffentlich) rechtzeitig vorgewarnt. Auf dem Parkplatz sprechen mich zwei Polizisten an. Offenbar sehe ich ein wenig geschafft aus und sie wollen nur wissen, ob ich oben war. Ich gebe Ihnen in meinem schönsten Sonntagsfranzösisch zu verstehen, dass ich erste eine Woche lerne und sie daher nicht auf eine gehaltvolle Konversation hoffen können. Riesenspass und sie wünschen mir einen schönen Tag. Merke: Entgegen anderslautenden Meinungen gibt es auf Guadeloupe keine englischen Polizisten. Die französischen Polizisten fahren Dacia und nicht Land Rover. Nett sind sie trotzdem.


Auf dem Rückweg über Basse-Terre, der formalen Hauptstadt Guadeloupes, besuche ich noch das Fort Delgres. Zwar kostenlos aber leider mit Fotografierverbot. Es hat eine interessante Geschichte, die leider nicht in Wikipedia nachschlagen kann, weil hier im Haus seit vier Tagen kein Internet mehr ist. Hoffentlich löst sich das am Montag. Auch die Französisch-Hausaufgaben leiden unter dem Problem, dass ich nur via Handy nachschlagen kann. Apropos Hausaufgaben. Das waren jetzt mehrere Stunden echter Arbeit. Fremdsprachenlernen ist kein Spaß. Mit zunehmenden Alter wird das offensichtlich nicht besser. Die Fragenbildung mit Est-ce que habe ich nicht verstanden. Man kann auch ganz gut ohne Est-ce que fragen, oder?

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